Anfang Dezember gab die Vereinigte Hagel in Worms bei der Bezirksversammlung der Bezirksdirektion Alzey ihren Mitgliedern Einblick in die Schadenszahlen und Geschäftsentwicklung im In- und Ausland.
Bezirksvereinsvorsitzender Franz-Josef Nattermann aus Alzey berichtete von der Vertreterversammlung in Gießen, die auf die erfolgreiche 200-jährige Geschichte der Vereinigten Hagel zurückblickte. 28 Jahre hat Dr. Rainer Langner als Vorstandsvorsitzender der Vereinigten Hagel die Geschicke der Versicherung geprägt und erhielt unter anderem auch hierfür das Bundesverdienstkreuz. Der Vorstand wird nun von einem Trio geleitet: Philipp Schönbach, Jan Keller und Thomas Gehrke. „2024 war wieder ein Überschadensjahr, das mit Frost- und Hagelschäden am 15. April in Belgien, den Niederlanden und Deutschland startete“, so Nattermann. 72.000 ha wurden geschädigt, darunter viel Obst.
Vereinigte Hagel gut aufgestellt
Im Namen des Aufsichtsrats sprach Wolfgang Willersinn aus Stadecken-Elsheim: „Leider haben wir dieses Jahr eine Schadenquote von 91 %.“ Allerdings befinde sich die Vereinigte Hagel in einer guten wirtschaftlichen Lage. Das Unternehmen agiere europaweit und sei durch die Verteilung der Risiken über verschiedene Schadensgruppen und durch umsichtiges Wirtschaften gut aufgestellt.
Der rheinhessische Weinkönig Levin McKenzie dankte im Namen der Winzer für die wichtige Arbeit der Vereinigten Hagel für den Berufsstand.
Wie der Bezirksdirektor Dr. Christian Kaiser berichtete, ist die insgesamt bei der Vereinigten Hagel versicherte Fläche um 2,6 % auf 6,3 Mio. ha gestiegen, davon im Inland 4,8 Mio. ha (-1,2 %) und im Ausland 1,5 Mio. ha (+17 %). Insgesamt nahm die Vereinigte Hagel 329,6 Mio. Euro (+5,0 %) Beiträge ein, davon 151,1 Mio. Euro (-0,3 %) im Inland und 178,5 Mio. Euro (+9,9 %) im Ausland.
In Deutschland hagelte es am 15./19. und 21. April 2024. Betroffen waren Stein- und Beerenobst, Kernobst, Gemüse und Winterraps. Die Versicherten meldeten Schäden auf 15.000 ha mit rund 60 Mio. Euro Versicherungssumme. Die Schadensumme betrug letzlich 10 Mio. Euro. Die Schadenquote betrug insgesamt 91 %, im Inland 94 % und 89 % im Ausland.
2024 war von extremen Schäden geprägt
Dr. Kaiser trug die Geschäftszahlen der Bezirksdirektion Alzey vor: Im Jahr 2024 waren knapp 206.000 ha versichert, so viel wie im Jahr zuvor mit einer Versicherungssumme von 619 Mio. Euro (-3 %) und einem Vorbeitrag von 16,5 Mio. Euro. Die Bezirksdirektion Alzey registrierte letztlich 1.036 Schäden auf 6.700 ha Rebflächen. Insgesamt waren es knapp 1.500 Schäden auf 11.711 ha mit 84 Mio. Euro Versicherungssumme.
Im April massive Spätfrostschäden
Massive Spätfrostschäden traten am 22. und 23. April in den Weinbergen auf. Die Bezirksdirektion Alzey registrierte insgesamt eine Schadenquote von 125 % bei 16,5 Mio. Euro Prämie und 20,7 Mio. Euro Schaden. Bei Wein betrug die Schadenquote 181 % bei 9,8 Mio. Euro Prämie und 17,7 Mio. Euro Schaden. Die Direktion Alzey registrierte Schäden in 28.000 Weinbergen, vor allem durch Frost. All diese Flächen mussten besichtigt werden.
Rheinland-Pfalz fördert die Mehrgefahrenversicherung mit 180 Euro/ha, maximal 50 % der Gesamtrechnung. Neuverträge seien bis März 2025 zu schließen. Die Vereinigte Hagel kümmere sich um die Förderanträge der Mitglieder.
Gunther Hiestand folgt Franz-Josef Nattermann
Nattermann aus Alzey trat nach über 30 Jahren nicht mehr zur Wahl des Bezirksvereinsvorsitzenden an und wurde für sein langes Engagement geehrt. Zu seinem Nachfolger wählte die Versammlung den bisherigen Stellvertreter Gunther Hiestand aus Guntersblum. Seine Stellvertreterin ist Johanna Bossert aus Gundersheim. Zum stellvertretenden Delegierten wurde Hubert Höbel aus Ober-Flörsheim gewählt.
Die Versammlung wählt folgende Sachverständige des Bezirksvereins Alzey: Christopher Berkes, Werner Dahlbender, Armin Dexheimer, Jonathan Gallé, Dieter Kratz, Robin Kroll, Heiko Melius, Katharina Müller, Maximilian Wilk, Hans-Peter Zimmermann, Klaus-Georg Köhler, Darius Lamb, Rüdiger Reßler und Holger Schott.
Für langjähriges Engagement ehrte die Vereinigte Hagel Ernst-Dieter Rupp, Klaus Wilhelm und selbstverständlich den langjährigen Vorsitzenden Franz-Josef Nattermann.
Moderne Methoden zur Rebenzüchtung
Prof. Dr. Kai Voss-Fels, Hochschule Geisenheim University, referierte über moderne Methoden zur Beschleunigung der Rebenzüchtung. Er erklärte detailliert die CRISP/Cas-Methode (Gen-Schere), die natürliche Vorgänge nur beschleunige. Die Hysterie der Gegner in Europa kann Voss-Fels nicht nachvollziehen. Es könnten Resistenzgene in Riesling gefügt werden, unerwünschte entfernt werden. In den USA, in Kanada und Asien ist die Methode verbreitet und durch den freien Handel sind die Verbraucher hierzulande längst mit gentechnisch veränderten Lebensmitteln konfrontiert.
Seit 10.000 Jahren wird die Rebe von Menschen kultiviert. Durch natürliche Selektion sind unsere Rebsorten entstanden, die oft nur noch 3 % Genanteil der ursprünglichen Wildreben haben. „Die Züchtung legt den Grundstein für den Weinbau der Zukunft“, ist der Professor überzeugt. „Das Erbgut ist der Schlüssel für moderne Züchtung.“ Die DNA-Sequenz legt die Ausprägung der Eigenschaften fest. Mit klassischen Selektionsmethoden sei es nicht möglich, zum Beispiel das Ertragspotenzial einer neuen Züchtung vorherzusagen. Mithilfe der Nanopore-Sequenzierung wurden Corona-Varianten ausgelesen und halfen, die Pandemie zu bewältigen. bs