Württemberg: Versammlung der Mitglieder

Foto: Weinbauverband Württemberg
Schwerpunktthema der weinbaupolitischen Ausführungen von Präsident Hermann Hohl anlässlich der neu konzipierten Mitgliederversammlung des Weinbauverbandes Württemberg war die neue Pflanzrechteregelung ab 2016: Hier werde langsam deutlich, wohin die Reise geht. „In all den Diskussionen sind wir uns treu geblieben und haben eine gerade Linie verfolgt –besonders auch, was den Prozentsatz der Neuanpflanzungen angeht: Der Weinbauverband Württemberg hat sich stets für 0,5 Prozent, sprich jährlich rund 500 Hektar bundesweit, ausgesprochen. Wir haben für das Priorisierungskriterium „Steillage“ gestimmt und wir halten ein einstufiges Antragsverfahren für sinnvoller als eine zweistufige Lösung, die unsere Betriebe bürokratisch mehr belasten würde. Denn Bürokratie haben wir schon jetzt mehr als genug“, unterstrich Präsident Hohl.
Hier müssten die noch folgenden Diskussionen in Bundestag und Bundesrat und womöglich dann auch im Vermittlungsausschuss zeigen, wie letztendlich die Lösung aussehe. Diese soll noch vor der Sommerpause vorliegen. Voraussichtlich werden bei der Vergabe von Neuanpflanzungen Flächen mit Hangneigung bevorzugt. Dies sei vor allem als klares wichtiges Bekenntnis für die Erhaltung der Steillagen zu sehen. Und dafür steht der Weinbauverband Württemberg ohne Wenn und Aber. „Auch wenn uns manch einer im Rahmen der Diskussionen etwas anderes unterstellen wollte“, betonte der Präsident.
Änderung im Umgang mit Wiederbepflanzungen
Realität sei aber auch, dass die neue Pflanzrechteregelung im Huckepack eine Änderung im Umgang mit den Wiederbepflanzungsrechten bringe: Das bisherige Übertragungsverbot von Steil- auf Flachlagen fällt! In der Folge werde es dazu kommen, „dass die terrassierten Steillagen unserem Landschaftsbild schneller als schon bisher verloren gehen“.
Auch was die aktuellen Diskussionen um die, mit dem Mindestlohn zusammenhängenden, Gesetze anbelangt, fordert der WVW Korrekturen. „Insbesondere die aufwändigen Dokumentationspflichten, die selbst Familienangehörige betreffen sowie die Begrenzung der Arbeitszeit auf maximal acht oder zehn Stunden pro Tag gehen total an der Praxis vorbei!“, stellte Hohl verärgert fest.
Jungwinzer mit Kreativität und Innovationsdrang
Aber der Präsident gab sich auch optimistisch. Grund hierzu biete beispielsweise der erfolgreiche Berufsnachwuchs, „der nur so sprüht vor Kreativität und Innovationsdrang.“ Es sei kein Wunder, dass sich die Berichte in der Fachpresse gewandelt hätten. Zwischenzeitlich gelte Württemberg fast schon als Kaderschmiede für innovative Jungwinzer und Projekte. Aber auch die bewährten Betriebe haben ein beachtliches Qualitätsniveau sowohl in der Breite als auch in der Tiefe erreicht. Dies zeigten etwa die Erfolge bei der Landesweinprämierung. Eine kleine Auswahl ausgezeichneter Weine wurde im Rahmen des Unterhaltungsprogrammes im Anschluss an den offiziellen Teil der Mitgliederversammlung geboten.
Wie Hohl vermutet, werde sich der „Liberalisierungsgedanke“ der EU weiter fortsetzen. Hier gelte es, die speziellen Regelwerke für Wein zu verteidigen. Ansonsten werde der Wein in einen Topf mit den übrigen Agrarprodukten geworfen und so zur freien Verhandlungsmasse, wenn es um Reformen der EU-Agrarpolitik geht – „und im Zuge des Globalisierungsgedankens zum industriellen Produkt!“ Gleichwohl sei Württemberg als Qualitätsweinbaugebiet durch die starken Veränderungen im Bereich des Anbaus und der Verarbeitung sowie der Vermarktung gut aufgestellt, um den globalisierten Marktgegebenheiten gerecht zu werden.
Weinbauverband Württemberg