Württembergs Weinbaubetriebe wachsen

WÜRTTEMBERG

Foto: DWI
Der Weinbauverband Württemberg streamte seine Jahrespressekonferenz aus Weinsberg. Magdalena Dreisiebner, LVWO Weinsberg, gab einen Überblick über den Strukturwandel des Weinbaus in Württemberg. Die Anzahl der Weinbaubetriebe ist stark rückläufig, in 25 Jahren um 58 % von 18.292 auf 7 735. Vor allem Betriebe unter 5 ha geben auf. Betriebe ab 10 ha haben sich in 20 Jahren vervierfacht. Mittlerweile gibt es 40 Betriebe, die mehr als 20 ha bewirtschaften.
Die württembergische Rebfläche von 11.294 ha bleibt etwa konstant. Es gibt einen klaren Trend zu Weißwein. Riesling bleibt mit 2.100 ha wichtigste Sorte in Württemberg, Trollinger und Schwarzriesling verlieren deutlich Fläche. Lemberger ist stabil, so Dreisiebner. Piwis (insgesamt 160 ha) nehmen seit fünf Jahren zu, Cabernet blanc hat sich etabliert. Seit dem Höhepunkt des Rotweinbooms 2008 mit 72 % nimmt die Fläche ab auf derzeit noch 67 %.
Bei der Qualitätsweinprüfung ist die Anstellmenge seit 2000 um 30 % gesunken. Die Erträge schwanken von Jahr zu Jahr witterungsbedingt sehr stark. Die Hälfte der angestellten Weinmenge ist mittlerweile lieblich, während die halbtrockene Menge sinkt. Trockene Weine bleiben stabil. 96 % der Württemberger Weine werden als Qualitätswein vermarktet, nur 4 % als Prädikatswein. Über 51 Mio. Liter werden ohne nähere geografische Angabe vermarktet, Tendenz steigend. Die Mengen bei Großlage und Einzellage gehen deutlich zurück. Insgesamt wurden 78 Mio. Liter im Jahr 2020 zur Qualitätsprüfung angestellt, davon 69 % von Genossenschaften.
Reform Weingesetz –Chance zur Profilierung
Hermann Hohl, Präsident des Weinbauverbandes Württemberg, berichtete, dass der Wein­absatz pandemiebedingt gelitten habe. Obwohl viele Betriebe den Weinabsatz online steigern konnten, wurden insgesamt die Verluste nicht kompensiert. Im LEH griffen Verbraucher zu Billigweinen, oft aus dem Ausland. Neben der angespannten Vermarktung treibt die Winzer die Sorge um, dass zu den Arbeitsspitzen aufgrund von Einreiseregelungen nicht genügend Saisonarbeitskräfte zur Verfügung stehen könnten.
Während das Weingesetz bereits im vergangenen Jahr verabschiedet wurde, soll die zugehörige Verordnung am 26. März im Bundesrat beschlossen werden. Die Schutzgemein­schaft g.U. Württemberg werde über die Umsetzung beraten. Die Erarbeitung eines Profilierungskonzeptes für das Weinbaugebiet wird zentrale Aufgabe des Gremiums sein. Hohl sieht im neuen Weinbezeichnungsrecht Chancen zur Profilierung von Württemberg.
Unter Mitwirkung des Weinbauverbandes entstanden Pilotprojekte wie die Förderung des Steillagenweinbaus, die Verwirrmethode sowie die Unterstützung des Risikomanagements durch Beteiligung des Landes an der Mehrgefahrenversicherung. In Baden-Württemberg wurde 2020 das Biodiversitätsstärkungsgesetz vorgelegt, das aus Gesprächen der Landwirtschaft, Politik und Umweltverbände resultierte.
Große Sorge bereitet Hohl das aktuell in Berlin diskutierte Insektenschutzgesetz. „Die ursprüngliche Novelle des Naturschutzgesetzes wäre der Todesstoß für den Weinbau gewesen“, so der Präsident. Miteinander reden sei der einzig zielführende Weg. Seit Jahren ersetze der Weinbau Insektizide durch die Verwirrmethode. Integrierter Pflanzen­schutz sowie Dauerbegrünung bewahren Lebensraum für Insekten.
Andreas Braun, Geschäftsführer Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg, stellte Initiativen vor, die den Weinbau für Urlauber erlebbar machen. Viele Gemeinden wurden 2020 als „Weinsüden Weinorte“ ausgezeichnet. Architektonische Beispiele erhielten das Siegel „Wein & Architektur“. bs