Zukunft für den Weinbau

RHEINHESSEN

Zu Beginn der Jahreshauptversammlung des Weinbauverbandes Rheinhessen bei den Agrartagen in Nieder-Olm dankte Ingo Steiz, Präsident des Weinbauverbandes Rheinhessen, dem rheinland-pfälzischen Weinbauminister Dr. Volker Wissing für das stets offene Ohr. Rheinhessen war stark vom Spätfrost betroffen und erntete nur 2 050 000 hl Wein, in Deutschland waren es im Jahr 2017 insgesamt 7 461 000 hl. Die Exportmenge stieg wieder etwas, was Ingo Steitz zuversichtlich stimmte. Die von Minister Wissing angeregte Initiative, eine Weinmarktstrategie zu entwickeln, sollte weiterverfolgt werden und braucht die Unterstützung der Branche, betonte Steitz. Der Weinbaupräsident bat den Minister um Unterstützung beim Bürokratieabbau. Die beiden Verfahren rund um die Umstrukturierungs- und Investitionsförderung seien viel zu kompliziert.
Die EU-Bürokratie ist lernfähig: Anreicherung delegiert
„Die EU-Bürokratie ist lernfähig“, stellte Steitz fest, denn die Ausnahme für eine erhöhte Anreicherung wird an die Mitgliedstaaten delegiert. Eine Herausforderung wird 2018 die Umsetzung der Düngeverordnung sein. „Trester wird zum Problem, weil es kein Ernterückstand, sondern ein Wirtschaftsdünger ist. Die Ausbringung im Herbst 2018 ist noch nicht geregelt.“ In den nächsten Monaten werden die Weinbaugebiete Schutzgemeinschaften gründen. Gebiete mit geschützten Ursprungsbezeichnungen werden ihre Lastenhefte selbst verwalten, das heißt Sortenliste, Mindestmostgewichte, Hektarhöchsterträge und vieles mehr kann die Region selbst regeln – nicht die Landesregierung, sondern die Schutzgemeinschaft. Die Kompetenzen sind klar, aber die Strukturen müssen noch geschaffen werden. Dazu müssen sich Winzer, Genossenschaften und Handelskellereien zusammenraufen.

Deutschland bei Pflanzenschutz im Wettbewerb benachteiligt
Weinbauminister Wissing zeigte sich stolz auf das Produkt Wein. „Das Naturprodukt ist der Witterung ausgeliefert, deshalb unterstütze ich Maßnahmen, um Katastrophen abzuwenden“, versprach der Minister. Forschung in dieser Richtung soll unterstützt werden. Windräder gegen Frost und vieles mehr werden diskutiert. Wissing bekannte sich klar zum Pflanzenschutz: „Momentan können wir auf Herbizide nicht verzichten. Es wird alles getan, um mechanische Maßnahmen zu optimieren, aber wir sind noch auf Herbizide angewiesen.“ Weiter machte Wissing deutlich: „Die Landwirtschaft will die Wünsche der Verbraucher erfüllen, aber es können nicht so viele Menschen bei Themen mitsprechen, von denen sie zu wenig verstehen.“ Es sind in Deutschland deutlich weniger Pflanzenschutzmittel zugelassen als im EU-Ausland, was eine Benachteiligung im Wettbewerb bedeutet. Die Landesregierung fordere daher vom Bund, dass die zuständigen Behörden zügig die Pflanzenschutzmittelzulassungen bearbeiten.
Weinmarktstrategie entwickeln
Wissing ist nach wie vor bereit, sich für eine Weinmarktstrategie einzusetzen. Er will auskömmliche Erzeugerpreise erreichen, aber Politik könne nur Rahmenbedingungen schaffen. Wissing sieht sich als Moderator zwischen Handel, Winzer und Genossenschaften, um eine Marktstrategie zu verfolgen: „Die Branche selbst muss Lösungen finden.“
Lebendige Abschlussdiskussion
Ecovin-Vorsitzender Andreas Hattemer wies auf die Probleme der Öko-Winzer mit der Düngeverordnung hin. Die konventionell arbeitenden Winzer stimmten den Ausführungen voll zu. Wissing gab den Winzern recht. Er sei nicht einverstanden gewesen, aber leider habe sich Rheinland-Pfalz nicht durchsetzen können. Humusdüngung im Weinberg sei praktisch kaum noch möglich. Die DLR stünden den Winzern zur Seite. Dirk Hagmaier sagte als VEO-Vorsitzender, dass Optimierungen beim Einsatz von Glyphosat sicher möglich seien, aber man könne auf das Mittel nicht ganz verzichten. Wissing antwortete: „Wir müssen uns genau überlegen, wo wir Glyphosat einsetzen, zum Beispiel müssen Gehwege nicht abgespritzt werden.“ Adolf Dahlem, BWV AlzeyWorms, wies auf den akuten Personalmangel am DLR RNH in Oppenheim hin: „Wir erleben einen Kahlschlag.“ Gleichzeitig bat Dahlem um ein Gespräch, um digitale Systeme zu erarbeiten. Dies sagte Minister Wissing gerne zu. Auch Ludwig Schmitt, BWV Mainz-Bingen, beklagte den Mangel an Beratern, die wegen zunehmender Ansprüche der Gesellschaft und der Herausforderungen durch den Klimawandel besonders wichtig seien. bs