Zur verfahrenen Situation innerhalb der Branche

Leserbrief zum Beitrag des VPW

Zur Verlautbarung der Vereinigung der Pfälzer Winzergenossenschaften (VPW) in Das Deutsche Weinmagazin (dwm 20, Seite 8) vom 2.10.2021 erreichte uns die Stellungnahme des VDP-Präsidenten Steffen Christmann, der im genannten Beitrag angesprochen wird:
„Leider enthält die Stellungnahme der VPW eine Reihe von unrichtigen Aussagen über die Auffassung des VDP (Verband Deutscher Prädikatsweingüter) und seines Präsidenten, die eine Richtigstellung erforderlich machen. Erklären lässt sich das nur dadurch, dass die Winzergenossenschaften der Pfalz alle Gesprächsangebote der letzten Zeit ausgeschlagen haben.
Der VDP ist davon überzeugt, dass unterschiedliche Meinungen in der Branche erlaubt sein müssen. Alle Beteiligten müssen aufeinander zugehen, um einen gemeinsamen Weg zu finden. Dabei kann sich nicht eine Gruppe dem Dialog und Kompromiss komplett verschließen und meinen, alle anderen müssten ihr folgen. Insofern verbindet der VDP die jetzigen Äußerungen mit der Hoffnung, dass die VPW wieder zu persönlichen Gesprächen, statt nur zur Kommunikation über die Presse, bereit ist und auch persönliche Angriffe der Vergangenheit angehören.
Bereitschaft für Veränderungen
Seit Jahrzehnten stagnieren die Weinpreise im Fasswein- und Einstiegsbereich, wohingegen alle anderen Kosten der Weinbaubetriebe steigen. Der Export ist massiv eingebrochen und – von einer kurzen Erholung in Coronazeiten abgesehen – geht auch der Deutsch­weinanteil am Inlandskonsum zurück. Wenn sich etwas zum Besseren ändern soll, müssen Winzer auch etwas ändern. Wenn alle Regeln so bleiben wie sie sind, wird sich am Nega­tivtrend nichts ändern.
Eine langfristige Vision ist notwendig
Die kritisierten Äußerungen des VDP stellen keine Forderung zu jetzigen Änderungen des Lastenheftes dar, sondern sind Teil einer langfristigen
Vision, die eine klare, eindeutige Herkunftsprofilierung darstellt und die alle durch die EU vorgesehenen Herkunftsebenen sinnvoll nutzt. Insofern ist die Behauptung unrichtig, dass vom VDP und seinem Präsidenten zum jetzigen Zeitpunkt eine weitere Verschärfung des Weinbezeichnungsrechtes gefordert wurde.
Keine Sorte ohne Herkunftsbezeichnung
Ebenso unrichtig ist, dass – weder zum jetzigen Zeitpunkt noch in Zukunft – die Forderung erhoben wird, dass Rebsorten wie Dornfelder oder Müller-Thurgau ohne Herkunftsbezeichnung angeboten werden sollen. Vielmehr war es eine zu diskutierende Überlegung, ob diese Rebsorten in der Stufe der ggA als „Pfälzer Dornfelder“ oder „Pfälzer Müller-Thurgau“ angeboten werden sollten, um so diese Stufe zu nutzen und gleichzeitig in der Stufe der gU das Profil zu schärfen.
Wer alles anbietet, kann kein Profil schärfen
Alles anzubieten ist das Gegenteil von Schärfung des Profils. International ist es gelernt (und von der EU so vorgesehen), dass einfache Rebsortenweine auf der Basisebene stehen. In der Stufe darüber, der ggA, müssen sie von ihrer Herkunft geprägt werden. In der Stufe der gU entsteht aus der Herkunft ein Wein, der ganz typisch für diese ist.
Insofern muss es den deutschen Anbaugebieten gelingen aus der Verbindung von Herkunft und Rebsorte für jedes Anbaugebiet ein klares Profil zu entwickeln, um die Herkunft zu stärken, die nicht einfach so ersetzt werden kann. Es darf nicht passieren, dass Grauburgunder, sobald sein Preis steigt, durch bulgarischen ausgetauscht wird.
Rebsorten, die nicht in ein solches Profil passen, sind selbstverständlich nicht deswegen minderwertig. Dies dem VDP zu unterstellen ist völlig abwegig. Viele Rebsorten wie Sauvignon blanc, Chardonnay oder Cabernet Sauvignon gehören zu den hochwertigsten Rebsorten der Welt, auch wenn sie nicht zum typischen Profil der deutschen Anbaugebiete gehören. Aus allen Rebsorten muss es selbstverständlich weiterhin möglich sein in Deutschland Wein zu erzeugen und diesen ohne Diskriminierung hochwertig zu verkaufen.
Unzählige orientieren sich am Herkunftsprinzip
Wenn der VPW auf die Größe des VDP abhebt und meint, die Äußerungen des VDP würden sich nur auf Forderungen seiner Mitglieder beziehen, nimmt er die Realität in den deutschen Weinbaugebieten nicht wahr. Denn unzählige selbstvermark­tende Betriebe orientieren sich an dem klaren Herkunftsprinzip des VDP und sind Teil der gemeinsamen Erfolgsgeschichte in weiten Teilen des deutschen Weinbaus. Gemeinsam, mit dem gleichen Prinzip von Gutswein, Ortswein und Lagen-
wein haben all diese Betriebe ein neues Kapitel aufgeschlagen. Für diese große Mehrheit, der auch viele engagierte junge Winzer und Winzerinnen angehören und um deren Zukunft es geht, ist der VDP das Sprachrohr.
Es ist höchste Zeit, dass wir alle, auch die Genossenschaften, gemeinsam an diesem Erfolg weiterarbeiten, die ermüdenden jahrzehntelangen Diskussionen zu Ende bringen und damit den gesamten Weinbau voranbringen.
Eine profilierte Herkunft entwickeln und betonen
Insofern liegt es völlig fern, den Konsumenten geliebte Produkte wegzunehmen. Vielmehr muss es noch mehr gelingen, über die eigene Marke des Weingutes, der Genossenschaft oder der Kellerei hinaus – in einer klaren Abstufung vom deutschen Wein, über die ggA, die gU, dem Ort und der Lage – das Gemeinsame einer profilierten Herkunftsregion international verständlich herauszustellen und die Konsumenten zu binden.
Zuhören und sachliche Auseinandersetzungen
Der VDP möchte besonders die Genossenschaften auffordern, zur Kommunikation auf Augenhöhe zurückzukehren, die Argumente der andern anzuhören und sich mit ihnen inhaltlich, vor allem aber auch sachlich auseinanderzusetzen.
Niemand hat die alleinige Wahrheit gepachtet, dies nimmt auch der VDP nicht für sich in Anspruch. So sind die Mitglieder und gerade auch der Präsident des VDP immer offen für andere Ideen, die andere Situation verstehen wollend und zur Diskussion ohne Polemik und Verunglimpfung bereit. Doch müssen dann auch andere Vorschläge unterbreitet und nicht nur die Vorschläge, ohne darüber zu diskutieren, zurückgewiesen werden. Letztlich geht es darum, die Wertschöpfung für alle Winzer in Deutschland zu erhöhen.
Der VDP reicht die Hand, denn nur gemeinsam kann der deutsche Weinbau vorankommen. Steffen Christmann, VDP-Präsident