100 plus 2 Jahre – Jubiläumsfeier in Trier

Weinbauverband Mosel

Foto: Bettina Siée
Der Weinbauverband Mosel hat sein 100-jähriges Jubiläum pandemiebedingt mit zwei Jahren Verspätung begangen. Zahlreiche Gäste waren zur Feierstunde ins Kurfürstliche Palais nach Trier gekommen. Walter Clüsserath, Präsident des Weinbauverban­des Mosel, begrüßte Vertreter der Verbände, Institutionen sowie der Landes- und Bundespolitik. In Anbetracht der aktuellen Probleme sei ihm nicht nach Feiern zumute, sagte Clüsserath und nutzte die Gelegenheit an die Vernunft der Politiker zu appellieren. „Wenn die EU-Verordnung, die den Pflanzenschutz in Schutzgebieten verbieten will, beschlossen wird, bedeutet dies das Ende des Weinbaus an der Mosel", erklärte Clüsserath fassungslos. Ohne Weinbau wäre das Moseltal seit Jahrhunderten verarmt.
Ein großes Problem sei auch, dass in kleinparzellierten Lagen keine der ursprünglichen Weinbergsmäuerchen beseitigt werden dürfen. Wie Clüsserath erklärte, wollen die Winzer von 11.000 m2 Trockenmauern 800 m2 entfernen und ersetzen, um Direktzuglagen zu schaffen und eine Mechanisierung zu ermöglichen. Zum Preis von 90 Cent/Liter Wein könne nicht wirtschaftlich erzeugt werden.
Michael Horper, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau (BWV), lobte die gute Zusammenarbeit mit dem Weinbauverband und überbrachte Grüße der Landfrauen und der Landjugend.
Dr. Rudolf Nickenig gratulierte im Namen der Gesellschaft für Geschichte des Weines und blickte auf die über 100-jährige Geschichte des Weinbauverbandes Mosel zurück. Schon im 19. Jahrhundert habe es regionale Vereine als Vorläufer gegeben. Vor 102 Jahren schlossen sich die Vereine in Trier zusammen, um die Winzer effektiver vertreten zu können. Es waren schwere Zeiten nach dem ersten Weltkrieg.
Weinbauministerin lehnt Pflanzenschutzverbot ab
Die rheinland-pfälzische Weinbauministerin Daniela Schmitt lobte anlässlich des Jubiläums die Resilienz und Innovationsbereitschaft der Winzer an der Mosel und deren Umgang mit Herausforderungen. Der Weinbauverband Mosel vertrete die Interessen der Winzer mit großem Engagement auf allen Ebenen, so die Ministerin.
Denjenigen, die sich in der Vergangenheit für ihre Betriebe eingesetzt hätten und jenen, die aktuell die Geschicke leiten, gebühre an einem solchen Jubiläum große Anerkennung. Die Steillagen prägen das Moseltal, das landschaftlich reizvoll, aber zugleich aufwendig in der Bewirtschaftung sei. Dafür brauche es Enthusiasmus und Leidenschaft für den Wein und die Heimat, sagte Schmitt anerkennend. Die typische Kombination aus Schiefergestein, Mikroklima und der Rebsorte Riesling stehe für weltweit begehrte Weine mit eigenem Charakter. „Die Winzer prägen die Kulturlandschaft, die für die Touristen so attraktiv ist“, sagte Schmitt. Nicht zuletzt durch Innovation gelinge es den Winzern nachhaltig Wein anzubauen.
Die Landesregierung unterstütze in vielfältiger Weise. Kürzlich präsentierte Schmitt das Drohnenprojekt des DLR Mosel zur Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln in den Steillagen. „Der Entwurf der EU zum Pflanzenschutzverbot in Schutzgebieten ist völlig inakzeptabel", betonte die Ministerin und versprach, alle Wege nutzen, um dies zu verhindern. Sie verfolge den rheinland-pfälzischen Weg: „Ökonomie, Ökologie und soziale Aspeke sind miteinander vereinbar. Der Weinbau findet nachhaltige Lösungen." bs