Unter dem Motto „Am Puls – Impulse!“ kamen über 120 Mitglieder von Vinissima Frauen & Weine aus ganz Deutschland Mitte Februar zu einem Netzwerk-Wochenende in Neustadt an der Weinstraße zusammen, um Branchenthemen, wie sinkenden Weinkonsum, Einfluss künstlicher Intelligenz und „die Frau im Weinsektor“ zu diskutieren.
Der Samstag startete mit einer Keynote der DWI-Geschäftsführerin Monika Reule. Darin zeigte sie die aktuellen Herausforderungen auf dem Weinmarkt auf. Obwohl die Menge an produziertem Wein weltweit zurückgehe, gebe es immer noch eine Überproduktion. „Der Konsum geht überall massiv zurück“, analysierte sie und kritisierte: „Es stimmt nicht, dass immer mehr Alkohol getrunken wird. Der Anti-Alkohol-Lobby muss man etwas entgegensetzen.“ Für diese Haltung gab es viel Applaus.
Speziell für den deutschen Wein sieht Reule weitere Herausforderungen: „Wir sind ein Importland. Alle drängen auf unseren Markt – und das über die Preise.“ Dafür müssten die Betriebe eine eigene Strategie entwickeln. Positive Entwicklungen auf niedrigem Niveau sieht sie beim alkoholfreien Wein, der bei Jüngeren gefragt sei. Speziell deutscher Riesling käme auf wachsenden Exportmärkten wie China gut an. Trotzdem blieb ihr Fazit ernüchternd: „Nicht alle Betriebe werden die Krise überstehen.“
Vom Wert der eigenen Marke
Mögliche Wege aus der Krise zeigte Vinissima Jasmin Kettenbach von der Vicosmo GmbH auf. Sie nahm Weinkonzepte von Discountern und Supermärkten in den Blick, die 64 % des Marktes repräsentieren. Für kleinere Erzeuger gebe es die Chance, im regionalen LEH gelistet zu werden. „Gerade die sollten sich mit Storytelling beschäftigen, um ihre Marken aufzubauen“, so die Expertin.
Social Media in den Blick, um Marken aufzubauen
„Was nützt die beste Marke, wenn keiner was davon weiß?“ Ina-Johanna Becker, DWI, nahm das Thema „Social Media“ in den Blick und zeigte, auf welche Plattformen Produzenten und Händler setzen können. Praktisch veranschaulichte sie, wie erfolgreiche Inhalte geschaffen werden können.
Prof. Dominik Durner vom Weincampus Neustadt sprach über Chancen und Risiken von künstlicher Intelligenz in der Weinbranche. Dabei ging es um die Möglichkeiten kleinerer Produzenten: „KI kann bei der Etikettengestaltung helfen“, erklärte Durner.
Im Praxis-Workshop inklusive Verkostung mit Dr. Christina Kurz und Sarah-Marie Evers von Erbslöh ging es darum, wie sich das Aroma von Wein durch Hefen- und Tanninzugaben verändert. Katja Prinz aus der Stabsstelle Vernetzung und Beratung der Landwirtschaftskammer Saarland zeigte, wie jede Unternehmerin ihre Sicht auf die Herausforderungen anpassen kann. Eigene Stärken und Schwächen zu kennen, sei wichtig, um Unternehmen in die Zukunft zu führen.
#MeToo in der Weinbranche
Sexismus in der Weinbranche? „Viele Frauen können Geschichten dazu erzählen. Wie relevant ist das Thema wirklich?“ fragte Vinissima-Beirätin Christine Berthold stellvertretend für die erkrankte Christiane Meister-Mathieu, Pressereferentin von Vinissima und Journalistin. Historikerin und Mediatorin Eva Hock blickte auf die mehr als 10.000 Jahre währende Geschichte des Patriarchats. Ihre historische Einordnung zeigte, wie tief diese Strukturen in unserer Gesellschaft verwurzelt sind und wie auch Frauen diese verinnerlicht haben.
Vinissima präsentierte die Ergebnisse einer internen Umfrage: 170 Weinfachfrauen hatten teilgenommen und die Analyse zeigte, wie Sexismus noch Teil der Berufswelt vieler Frauen im Weinsektor ist. In der offenen Diskussion zeigte sich: Die Betroffenheit ist groß und ebenso der Wille, etwas zu verändern. Der Vinissima-Vorstand kündigte an, das Thema mit einer Veranstaltungsreihe zu vertiefen. „Besonders am Netzwerkwochenende spüren wir, dass wir uns stärken und voneinander lernen können“, so Vinissima-Vorsitzende Trixi Bannert. Vinissima