Bayer will vermehrt auf Systemlösungen setzen

Foto: Andrea Kerth
Am 30. März informierte die Bayer CropScience Deutschland GmbH die Fachpresse beim Jahres-Pressegespräch Sonderkulturen in Deidesheim über die Schwerpunktaktivitäten. Seit 1. März zeichnet Karin Guendel Gonzalez (46) als neue Geschäftsführerin des Unternehmens für die Märkte in Deutschland und Österreich verantwortlich. Karin Guendel Gonzalez freut sich auf die neue Aufgabe und zeigte ihren Fokus auf: „Es wird für uns immer wichtiger, in Systemlösungen zu denken, anstatt getrennt in den Bereichen Pflanzenschutz, Saatgut und Digitalisierung.“ Die Märkte für Obst, zum dem auch Wein und Tafeltrauben zählen, sowie Gemüse haben laut Bayer CropScience eine „überragende globale Relevanz.“ „Wir erwarten, dass die weltweiten Verbraucheraus­gaben für die angebotenen Früchte bis 2030 um 50 % steigen. Nach Mais repräsentieren Obst und Gemüse mit mehr als 20 Milliarden Euro das größte globale Segment für Pflanzenschutz und Saatgut mit einer erwarteten jährlichen Wachstumsrate von mehr als zwei Prozent für die kommenden zehn Jahre“, erklärte Karin Guendel Gonzalez.
Ganzheitliche Lösungen im Fokus
Bayer könne als weltweit agierendes Unternehmen dazu ­beitragen, Produktivität und Nachhaltigkeit gleichermaßen zu gewährleisten. „Wir erforschen und entwickeln Pflanzenschutzmittel, die zielgenauer wirken, geringere Umweltwirkungen haben und sich in digitale Schadprognose- und Applikationskonzepte einfügen lassen. Unsere Produkte waren schon immer sicher, aber nun stellen wir die Balance zwischen Wirksamkeit und Umweltschutz noch mehr in den Fokus“, betonte Guendel Gonzalez.
„Gesamtheitliche Systemlösungen werden mehr Fokus bekommen, in denen natürlich Pflanzenschutz nach wie vor eine wichtige Rolle spielt, aber durch technischen Fortschritt, zum Beispiel digitale Lösungen, effizienter und somit optimiert eingesetzt werden kann“, erklärte die Geschäftsführerin von Bayer CropScience Deutschland. Gerade bei den Sonderkulturen sei der Aufwand für Forschung und Entwicklung sowie Registrierung, um Innovationen zur Marktreife zu bringen sehr hoch. „Von der Politik wünschen wir uns deshalb wissenschaftsbasierte Bewertungen bei den Zulassungen.“
Blick auf die Sonder­kulturen in Deutschland
Die Herausforderungen für die Sonderkulturen-Betriebe sind aktuell groß: Absatzprobleme, steigende Kosten und gleichzeitig Mangel an Arbeitskräften. „Zugleich fragen sich viele Betriebe, ob sie mittelfristig noch ausreichend Lösungen im Pflanzenschutz haben werden. Diese Frage wurde gerade von Obst- und Gemüsebetrieben hinsichtlich der Verfügbarkeit wirksamer Insektizide auf den Frühjahrsmessen wiederholt gestellt“, sagte Markus ­Borkowski, Vertriebsteamleiter für Sonderkulturen.
Oidium als Leitkrankheit
Die Saison 2022 war geprägt von extremer Trockenheit, sagte Borkowski beim Rückblick. „Oidium war 2022 die Leitkrankheit quer durch alle Kulturen“, berichtete Borkowski. Teilweise wurden die Strategien in Frage gestellt oder über Resistenzen diskutiert. „Wir konnten in unseren Versuchen zeigen, dass unsere Produkte und Strategien nach wie vor gut funktionieren. Allerdings gibt es auch Kulturen, etwa Hopfen, in denen schon heute nicht ausreichend Mittel für eine nachhaltige Krankheitskon­trolle zur Verfügung stehen.“
Marktentwicklung bei den Sonderkulturen
Borkowski schätzte den Pflanzenschutzmarkt für Sonderkulturen 2022 auf 148 Mio. Euro. Das waren etwa 6 % weniger als 2021. Wegen der Trockenheit wurden 2022 deutlicher weniger Fungizide und Herbizide eingesetzt, bei den Insektiziden gab es einen leichten Anstieg. Den größten Pflanzenschutz-­Marktanteil bildet mit 52 % der Obstbau, gefolgt vom Weinbau mit 46,8 %, während Gemüse mit 30,2 % an dritter Stelle liegt. Die Anbau­flächen bei den Sonderkulturen seien überwiegend stabil. „Für das Jahr 2023 erwarten wir wieder einen durchschnittlichen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln beziehungsweise ein damit einhergehendes Marktwachstum“, so der Vertriebsteamleiter.
Borkowski stellte die Schwerpunkte für die laufende Saison vor: „Im Weinbau geht es um den Ausbau der starken Oidium-Lösungen im Bereich vor und während der Blüte. Ebenso geht es um die Positionierung von Profiler mit Fokus auf starkem Schutz der Beeren vor der Blüte.“ Bezüglich Teldor sei ein Re-Launch geplant, sobald die neuen Zulassungen für die wichtigsten Kulturen vorliegen.
Oidium im Weinbau: Bekämpfungsstrategien
Dr. Torsten Griebel, Beratungs- und Marketingmanager für Sonderkulturen, referierte über die Strategien gegen Oidium. Aufgrund des überwiegend milderen Klimas entwickelt sich Oidium schon im Mai und zeigt oft schon Ende Mai erste Befallssymptome. Während die Infektiösität der Trauben ab Erbsengröße (BBCH 75) sortenunterschiedlich abnimmt, bleiben Blätter, Triebe und Traubenstiele weiter anfällig. „Das wichtigste Zeitfenster ist die Phase Vorblüte bis abgehende Blüte“, so Dr. Griebel. „Gerade bei starkem Vorjahresbefall ist bei der Bekämpfung auf einen frühen Behandlungsbeginn ab Drei-Blattstadium (BBCH 13) zu achten und bereits bei Folgebehandlungen ein leistungsfähiges organisches Fungizid, wie etwa Prosper Tec (Wirkstoff Spiroxamine), einzusetzen, das speziell auch die Möglichkeiten hat, bereits stattgefundene, nicht sichtbare latente Infektionen zu reduzieren.“
Ein äußerst wichtiger Bekämpfungstermin ist laut Dr. Griebel auch der Zeitpunkt der abgehenden Blüte. „Hier wird in den letzten Jahren die leistungsfähigste Wirkstoffgruppe der SDHI's empfohlen, wozu auch Luna Max und Luna Experience zählen. Zu diesem Zeitpunkt ist bestmögliche Wirksamkeit und Sicherheit im Resistenzmanagement gefordert. Deshalb ist gerade Luna Max durch seine Wirkstoffkombination von Fluopyram und Spiroxamine mit einer sehr guten Dauer- und gewissen ­Kurativwirkung eine ideale Lösung in der abgehenden Blüte. Prosper Tec und Luna Max sind wichtige Säulen in der Oidium-­Bekämpfungsstrategie.“
Serenade ASO
Tobias Bendig, Entwicklungsmanager Sonderkulturen, stellte die Wirkungsweise von Serenade ASO vor. Dieses biologische Produkt enthält das Bodenbakterium Bacillus amyloliquefaciens QST 713. Lipopeptide Verbindungen zerstören hier die Hyphen pflanzenpathogener Pilze. Serenade ASO zeigt laut Bayer Crop­Science bei Blattanwendungen sein volles Wirkpotenzial. Nötig sind hier eine frühe Anwendung vor der Pilz­infektion und eine gute Benetzung der Zielfläche mit Spritzflüssigkeit. Neben der fungiziden Wirkung von Serenade ASO werden laut Bayer natürliche Abwehrreaktionen der Pflanzen induziert.
„Serenade ASO kann zur Befallsminderung bei schwachem Befallsdruck gegen pilzliche Krankheiten eingesetzt werden. Es kann je nach Zulassung für Bodenanwendungen, aber auch für Blattspritzungen in Spritzfolgen mit konventionellen Fungiziden zur Rückstands­optimierung angewendet werden“, erklärte Frank Kuhmann (Kundenmarketing Sonderkulturen). „Darüber hinaus ist der Einsatz im Öko-Weinbau möglich. Der Wirkmechanismus birgt eine geringe Resistenzgefahr. Serenade ASO ist bereits seit einigen Jahren für Anwendungen in Fruchtgemüse, Weinreben, Erdbeeren und Zierpflanzen zugelassen.“ red