Erst die Dürre, dann der Sturzregen: Bei einer Regionalkonferenz zum Abschluss des Projekts KliA-Net (Kooperationen zur Klimaanpassung in Weinbau-Landschaften) diskutierten an der Hochschule Geisenheim Ende Juni mehr als 50 Fachleute bestehende und künftige Wasserkonflikte in der Region. Winzer wie Gilbert Laquai aus Lorch schilderten eindrücklich die existenziellen Probleme durch die wiederholte extreme Trockenheit. Zwei Tage nach der Konferenz wurde die Kehrseite deutlich: Knapp 30 Liter Regen pro Quadratmeter – keine ungewöhnliche Menge – spülten in Geisenheim wertvollen Weinbergsboden durch Wege und Gräben talwärts.
Wie geht man in Zukunft im Rheingau mit Wasser um? Unter Moderation von Prof. Dr. Eckhard Jedicke, Leiter des Kompetenzzentrums Kulturlandschaft und des Instituts für Landschaftsplanung und Naturschutz der Hochschule, analysierten vier Experten gemeinsam mit dem Publikum die Probleme und suchten vor allem nach Lösungen.
Die zunehmend über lange Zeiträume fehlenden Niederschläge im Rheingau – wie auch insgesamt in Deutschland – führen regional zu einer Verknappung der Verfügbarkeit von Wasser. Verschärft wird die Situation in Hitzeperioden, da hier in den Kommunen der Wasserverbrauch kräftig ansteigt. Daraus resultieren mitunter bereits heute Versorgungsprobleme: Das als Trinkwasser genutzte unterirdische Grundwasser, unsere wichtigste Wasserressource mit entsprechend hoher Qualität und strengen hygienischen Anforderungen, wird künftig zu wertvoll, um auch als Bewässerungswasser in der Landwirtschaft, im Rheingau vor allem auch im Weinbau, eingesetzt zu werden. In der Diskussion wurde sehr schnell klar, dass die Ressource Wasser im Rheingau schon jetzt umfassend erschlossen und die Menge an verfügbarem Wasser ausgeschöpft ist. Deshalb wird Nicht-Trinkwasser als sogenanntes Klarwasser für die Bewässerung bereitgestellt. Für die Zukunft wird eine Verstärkung dieses Angebots angestrebt; eine Klarwasser-Karte, die einen flächendeckenden Überblick für den Rheingau gibt, ist erklärtes Ziel der Wasserversorger.
Flurneuordnung in den Steillagen
Damit der noch fallende Niederschlag in der Fläche effektiver zurückgehalten wird, erscheint die Querterrassierung in Steillagen als beste Lösung. Allerdings erweist sich die Flurneuordnung aus Sicht der Kommunen sowie der Winzer aufgrund hoher Zeitspannen in der Umsetzung als wesentliche Herausforderung. Die staatliche Verwaltung müsse, so die einhellige Meinung der Teilnehmenden, vor allem mit mehr Personal ausgestattet werden, um Planungsprozesse zu beschleunigen. Um Junganlagen durch Bewässerung vor dem Vertrocknen zu schützen, sehen Winzer den Bedarf einer verstärkten finanziellen Förderung.
Die Regionalkonferenz an der Hochschule Geisenheim war das letzte Vernetzungstreffen im Rahmen des vom Bundesumweltministerium geförderten Projekts zur Klimaanpassung im Weinbau am Beispiel des Rheingaus. KliA-Net, dessen Projektteam sich aus Mitarbeitenden der Stadt Eltville, dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, dem Rheingauer Weinbauverband sowie der Hochschule Geisenheim zusammensetzt, hat ein Netzwerk aus Klimaakteuren etabliert, das Maßnahmen zur Klimaanpassung in Kommunen des Rheingaus und vor allem im Weinbau umsetzen möchte. HGU