Einblicke in Praxis, Marketing und Forschung

2. PIWI Summit

Ende Mai lud PIWI International zum 2. PIWI Summit ein, um die Vereinsmitglieder aus aller Welt über Themen aus dem Bereich resistente Rebsorten zu informieren. Die Summits der weltweit größten Piwi-­Vereinigung finden vierteljährlich online statt. Dieses Mal referierten eingeladene Experten zu den Themen Piwis in den Tropen, Verpackungsinnovationen und Rebenzüchtung.
Kaufanreize durch innovative Verpackungen
„Es gibt Konsumenten, die gewillt sind, einen Wein zu kaufen, wenn auf die richtige Art und Weise kommuniziert wurde“, erklärte Marketingexpertin Christina Schwörbel-Binn, die als Beraterin für Marketingstrategie und Innovation tätig ist. Beispielsweise könne eine Bag-in-Box (BiB) mit ihrem besseren CO2-Fußabdruck (39 g CO2-Äquivalente (CO2e)) als der der Einwegglasflasche (395 g CO2e) in Kombination mit einem darin abgefüllten Piwi-Wein Kaufanreize für nachhaltig lebende Konsumen­ten bieten.
Speziell BiBs böten für das Storytelling (zum Beispiel: „Nachhaltig von innen und außen“) viel Platz auf der Verpackung. Auch mit QR-Codes oder Augmented Realitiy ließen sich die für Konsumenten notwendigen Infos zur Nachhaltigkeit der Rebsorten unterbringen. Als Produktinnova­tion stellte Schwörbel-Binn auch die Verwendung von Mehrweg-Bierflaschen für Piwis heraus, wie es beispielsweise das Weingut Galler bereits erfolgreich umsetzt.
Piwis im tropischen Weinbau
Dass sich Piwi-Rebsorten gut für den Anbau in den Tropen eignen, zeigte Wolfgang Schäfer von der Tropical Viticulture Consultats GmbH anhand seiner Projekte in Thailand und Nepal. Dort baue er bereits seit zehn Jahren nur noch Piwi-Sorten an.
Die neuen Rebsorten benötigten mit acht bis zehn Spritzungen nur rund die Hälfte der Pflanzenschutzapplikationen. Bei rund 35 °C und 2.000 mm Jahresniederschlag ist der Krankheitsdruck dort deutlich höher. In Thailand mit zwei Lesen pro Jahr zeige vor allem Rondo gute Ergebnisse.
In Nepal muss die Lese aufgrund des Sommermonsuns bereits vor dem 15. Juni erfolgen, was mit frühreifen Piwis wie Muscaris und Solaris gut funktioniere, so Schäfer.
Über klassische Rebenzüchtung und neue Rebsorten referierte Silvia Vezzulli, Fonda­zione Edmund Mach (FEM), San Michele all'Adige, in Ita­lien. Mithilfe der Markergestützten Selektion (MAS) könne man gezielt Reben mit gewünschten Eigenschaften (hier: Resistenzen) kreuzen und so die Züchtung beschleunigen.
Durch die Genpyramidierung, also die gezielte Kombination von mehreren genetischen Eigenschaften oder Merkmalen in einer Pflanze durch Kreuzung und Selektion, gebe es heutzutage auch Piwis mit mehreren Resistenzgenen gegen die beiden Mehltau-Arten. Im Civit-Programm, bei dem Vezzulli beteiligt ist, sind seit 2020 die blauen Rebsorten Termantis und Nermantis sowie die beiden weißen Chavrir und Valnosia auf dem Markt. Das Forschungsteam will zukünftig auch an der Züchtung von Sorten arbeiten, die widerstandsfähiger gegen Spätfröste sind. isp