Frühzeitig um Abnahme des Weines gekümmert

NAHE

Foto: Norbert Krupp
„Das Jahr 2019 bescherte uns einen oenologisch perfekten Herbst, der aber auch ein neidischer Herbst war.“ Mit diesem Satz beschreibt Weinbaupräsident Dr. Thomas Höfer bei der Herbstpressekonferenz die Situation, dass zwar hochwertige Trauben mit Mostgewichten zwischen 70 und 100 °Oe und mit charmanter Säure zwischen 7 und 8,5 Promille gelesen wurden, aber die Wasserversorgung der Reben während der Vegetationsperiode vor al-lem vom Boden abhängig war. Auf rund 4 250 ha Rebfläche an der Nahe wurden in diesem Herbst rund 305 000 hl Most erzeugt (Vorjahr 392 853 hl), was einem Durchschnittsertrag von 73,7 hl/ha entspreche. Die ersten Jungweine, präsentierten sich als frisch, fruchtig und sortentypisch mit einer gut eingebundenen Fruchtsäure, konstatierte der Präsident. Höfer betonte, dass es sich als richtig erwiesen habe, dass viele Weinerzeuger schon früh den Kontakt „zur abnehmenden Hand“ gepflegt hätten. Gerade für die Nahe, deren Lesetermin zeitlich hinter denen in der Pfalz und in Rheinhessen liege, sei es wichtig, sich zuverlässige Abnehmer zu sichern. Der Weinbaupräsident erinnerte an einen „Runden Tisch“ mit Vertretern namhafter Kellereien, bei dem man den Bedarf des Marktes und voraussichtliche Abnahmemengen erörtert habe. Er lobte insbesondere die Kellerei Trautwein in Lonsheim, die nach dem Ausfall einer anderen Kellerei in die Bresche gesprungen sei. Und die Kellerei Moselland nehme in diesem Herbst zusätzlich die Ernte von 80 ha Nahe-Rebfläche auf. Die Chancen, in diesem Jahr noch Eisweine ernten zu können, stünden schlecht, berichtete Ehrenpräsident Hans-Willi Knodel. Die Niederschläge der letzten Wochen hätten die Trauben sehr strapaziert. Es seien kaum noch Anlagen zu finden, in denen die Winzer auf einen frühen Frost setzen.

Sanktionen erschweren Exporte

Kein Verständnis zeigte Höfer für die Entscheidung des US-Präsidenten Donald Trump, deutsche Weine beim Import in die USA mit einem Strafzoll von 25 % zu belegen. Dieser Aufschlag von 3 bis 4 € pro Flasche bedeute fast das Aus für den Export von einfachen Naheweinen in die Staaten. Allenfalls bei mittleren oder höheren Qualitäten könnten sich Winzer, Importeure und Händler diese zusätzliche Belastung teilen, verdeutlichte der Weinbaupräsident, der auf die besondere Bedeutung des US-Marktes für viele Nahewinzer verwies. Er kritisierte auch die Sanktionen Deutschlands gegen Russland, die nach der Krim-Annektierung erlassen wurden. Diese Sanktionen bestraften auch Winzer und Landwirte und seien inzwischen „ein ganz schlechtes Signal“. Außerdem stünden demnächst wohl noch die Folgen des Brexits ins Haus. „So kann man schlecht internationale Geschäfte machen“, gab Höfer zu bedenken.
Zu geringe Werbegelder pro Hektar beklagt
Ehrenpräsident Knodel bedauerte, dass die rheinland-pfälzische Initiative nicht umgesetzt wurde, zur Förderung des rückläufigen Weinexportes den Werbe-Etat des Deutschen Weininstituts (DWI) aufzustocken. Auf die seit Jahren sinkenden Exportzahlen müsse eine Antwort gegeben werden. „Wir müssen darauf reagieren, dass die Werbegelder pro Hektar zu gering sind. Wir müssen mehr Geld in die Hand nehmen, um den Wein so zu verkaufen, dass der Produzent damit etwas verdienen kann“, bestätigte auch der Weinbaupräsident. Höfer plädierte dafür, mehr deutsche Konsumenten für heimische Weine zu gewinnen. Norbert Krupp