Globale Weinernte unterdurchschnittlich

Weltverband Rebe und Wein (OIV)

Nach der hohen Ernte 2018 wird die Weinerzeugung 2020 zum zweiten Mal in Folge voraussichtlich unterdurchschnittlich sein, wie die Internationale Organisation für Rebe und Wein (OIV) in Paris bei einer Onlinepressekonferenz mitteilte. Weltweit werden 258 Mio. hl Wein erwartet, je nach Schätzung zwischen 253,9 und 262,2 Mio. hl sagte OIV-Generaldirektor Pau Roca am 27. Oktober. Das wäre ein Plus von 1% gegenüber 2019. Die niedrigeren Erträge wertet Roca nicht als schlechte Nachrichten, denn die geopolitischen Spannungen, Klimaveränderung und Covid-19-Pandemie verursachen im globalen Weinmarkt ein hohes Maß an Volatilität und Unsicherheit. Die OIV rechnet damit, dass der weltweite Weinkonsum 2020 gegenüber dem Vorjahr um 9 % auf 222 Mio. hl sinken wird. Es käme 2020 zu einem Angebotsüberhang von 36 Mio. hl.
EU erwartet 159 Mio. hl Wein des Jahrgangs 2020
Die Europäische Union erwarte 159,0 Mio. hl Wein und damit 5 % mehr als 2019. Die Südeuropäer haben Maßnahmen zur Erntereduzierung unternommen, um den Markt zu stabilisieren. In den EU-Mitgliedstaaten stellt sich die Situation laut OIV unterschiedlich dar. In Italien wird das diesjährige Weinaufkommen um 1 % auf 47,2 Mio. hl zurückgehen, während die Franzosen ihre Erzeugung um 4 % auf 43,9 Mio. hl steigern. In Spanien wird mit 37,5 Mio. hl Wein gerechnet, 11 % mehr als im Vorjahr. Die Produktion aller drei Länder, die zusammen 49 % der Weltweinerzeugung und 81 % der EU-Weinerzeugung ausmacht, liegt 2020 niedriger oder knapp unterm Fünfjahresdurchschnitt.
Mehr Wein als 2019 dürfte der OIV zufolge in Deutschland, Ungarn und Österreich gekeltert worden sein. Für die deutschen Winzer rechnet die OIV mit einer Steigerung um 8 % auf 8,9 Mio hl. In Ungarn wird ein Plus um 22 % auf 2,9 Mio. hl erwartet. Die Österreicher steigern ihre Weinerzeugung um 10 % auf 2,7 Mio. hl. Portugal soll mit 6,5 Mio. hl hingegen das Niveau des Vorjahres erreichen, während für Rumänien und Griechenland Einbußen von 7 % und 2 % veranschlagt werden.
Kleine Weinernte in der Schweiz
Die Weinernte der Schweiz wird mit 900.000 hl voraussichtlich nicht nur kleiner als 2019 sein (minus 10 %), sondern auch 8 % unter dem Fünfjahresschnitt liegen. Auch außerhalb Europas geht die Weinerzeugung mit Ausnahme der USA teils spürbar zurück. Die US-Winzer erwarten 24,7 Mio. hl Wein, 1 % mehr als im Vorjahr, noch ist das Ergebnis unsicher, bis die Auswirkungen der Brände in Napa und Sonoma bekannt sind.
Daten aus China liegen der OIV noch nicht vor, vermut­lich setze sich dort der rückläufige Trend fort. In Südamerika ist laut der OIV von einem Produktionsrückgang auszugehen, in Argentinien um 17 % auf 10,8 Mio. hl, in Chile um 13 % auf 10,3 Mio hl. Brasilien hat 2,2 Mio. hl gekeltert, so viel wie im Vorjahr.
In Südafrika wurde nach den dürrebedingten Ausfällen der Vorjahre mit 10,4 Mio. hl ein normaler Ertrag erreicht. Australien erzeugte 10,6 Mio. hl Wein, das sind 11 % weniger bedingt durch Buschbrände. Neuseeland knackte zum vier­ten Mal in Folge die Marke von 3 Mio. hl und erntete in diesem Jahr 3,3 Mio. hl Wein. bs