Innovationspreise 2022: 2x Gold und 3x Silber

64. Internationaler DWV-Kongress

Foto: Bettina Siée
Der Deutsche Weinbauverband (DWV) hat im Rahmen seines digitalen 64. Internationalen DWV-Kongresses einen Innovationspreis für Neu- und Weiterentwicklungen im Weinbau ausgeschrieben. 29 Unternehmen hatten sich mit 34 Innovationen in den Kategorien „Anbau- und Ernte­technologie“, „Verarbeitung und Prozesssteuerung“, „Abfüll- und Verpackungstechnologie“ sowie „Organisation und Vermarktung“ beworben. Die internationale Jury aus Wissenschaftlern und Praktikern prämierte acht Firmen mit dem Status „Ausgezeichnete Innovation“. In einem zweiten Bewertungsschritt wurden daraus die Gold- und Silberpreisträger ausgewählt, die DWV-­Präsident Klaus Schneider vor dem Kongresspublikum bekanntgab.
Gold für Technik zur Beikrautregulierung
In der Kategorie Anbau- und Erntetechnologie erhielt NAIO Technologies für ihren TED Agrarroboter zur Beikrautregulierung eine Goldmedaille. Die französische Firma NAIO Technologies entwickelte einen autonom fahrenden Agrarroboter mit elektrischem Antrieb. Die Jury sieht in dieser Neuentwicklung eine entscheidende Verbesserung des aktuellen Standards der Bodenbearbeitung im Weinbau. Der ausgezeichnete Roboter TED ist GNSS-gesteuert (Globales Navigationssatellitensystem) und mit mehreren Sensoren ausgestattet, die ein hohes Maß an Navigations- und Arbeitssicherheit für die Kulturen und den Menschen ermöglichen. Zudem bringt der leichte, autonome Geräteträger auch eine Reduzierung von Stickoxiden, CO2, Lärmbelästigung und Bodenverdichtung. Zusätzlich werden kontinuierlich Daten der Kultur erfasst und ausgewertet. Nach Ansicht der Jury ist der Roboter TED eine innovative Lösung, um den Herbizideinsatz zu reduzieren und dem Arbeitskräftemangel zu begegnen.
Gold für Verarbeitung und Prozesssteuerung
Das Expertengremium der Kategorie „Verarbeitung und Prozesssteuerung“ vergab Gold an die Firma Lallemand für das oenologische Produkt 20 ML Prime. Dahinter verbirgt sich das Bakterium Lactobacillus plantarum, das für den Biologi­schen Säureabbau (BSA) sorgt.
Laut Hersteller zeichnet sich ML Prime mit einer hohen malolaktischen Enzymaktivität aus, was heißt, dass die Äpfelsäure nach einer kurzen Lag-­Phase schnell zur Milchsäure abgebaut wird. Anwendungsstudien, die vor der Markteinführung 2015 in Veitshöchheim, Weinsberg, Geisenheim und Neustadt stattfanden, belegen, dass ML Prime den Biologischen Säureabbau zu einem sicheren Prozess in der Kellerwirtschaft macht. Auch bei sehr geringen pH-Werten, wie sie im Jahrgang 2021 vorlagen, funktioniere der BSA einwandfrei. ML Prime eigne sich für Weiß- und Rotwein, sei sehr einfach zu handhaben und hinterlasse weder Diacetyl im Wein, noch resultiere ein erhöhter SO2-Bedarf. ML Prime spare sogar Energie und Kosten, da das Anwärmen zum Start des BSA entfällt.
Silber für Entlauber, der zwei Systeme vereint
Mit Silber wurden drei Bewerbungen aus der Kategorie Anbau- und Erntetechnologie ausgezeichnet: Der Entlauber VITIpulse Combi der Firma ERO GmbH aus Simmern kombiniert zwei Entlaubungstechniken in einem Gerät. Es vereint die beiden weltmarktführenden Entlaubungssysteme in einem Arbeitskopf und ermöglicht zwei Entblätterungsverfahren in einem Arbeitsgang. Die Kombination ermöglicht eine höhere Fahrgeschwindigkeit als bei getrennter Anwendung der Entblätterungssysteme, sodass die Gesamtarbeitszeit um mehr als die Hälfte reduziert wird.
Der Rollenentlauber ist dem Druckluftentlauber vorgeschal­tet. So sind die äußeren Blätter bereits entfernt und das zweite Entlaubungssystem kann mit einem geringen Luftdruck arbeiten. Rollen- und Druckluftentlauber sowie rechte und linke Arbeitsseite können unabhängig voneinander gesteuert werden. Dies bewertet die Jury als Verbesserung des Standards der Entblätterungstechnik im Weinbau und vergibt die Silbermedaille.
Silber für Schutzsystem gegen Spätfrostschäden
Das „Revolutionäre Schutzsystem gegen Spätfrostschäden im Weinbau – Helios Wine“ der Firma Helmut Hofstätter aus Österreich wurde ebenfalls mit einer Silbermedaille ausgezeichnet. Das energieeffiziente Verfahren kombiniert ein am Biegedraht befestigtes Heizkabel und eine zusätzliche Isolierhülle, die die freiwerdende Wärmeenergie im Innenbereich der Hülle hält.
Bei Frostgefahr wird die zweiteilige Hülle im Weinberg entrollt, über die Reben gelegt und mit dem integrierten Klettverschluss sicher verbunden. Das an der Außenseite reflektierende Material vermeidet, dass die Triebe bei Sonneneinstrahlung überhitzen, sodass die Hülle mehrere Tage an der Rebzeile angebracht bleiben kann.
Die vier Komponenten des Systems Heizkabel, Verteiler, Isolierhülle und Stromversorgung sind modular aufgebaut und können den Gegebenheiten vor Ort angepasst werden. Das System verbraucht in einer durchschnittlichen Frostnacht rund 27 kWh pro Hektar.
Silber für neu konzipierten Spezialschlepper Viroc
Eine Silbermedaille erhielt die Firma WM Agri Technics GmbH aus Italien für Viroc 80. Der neu konzipierte Spezialschlepper für Sonderkulturen verfügt über eine Vielzahl technologischer Neuerungen, die Arbeiten im Steillagenweinbau verbessern. Die klimatisierte ROPS geprüfte CAT 4 Kabine schützt den Fahrer beim Pflanzenschutz vor Sprühnebel und bei Unfällen. Trotz der sehr kompakten Abmessungen und enormen Wendigkeit setzt der Schlepper mit 75 PS bei nur 1.270 kg Gesamtgewicht neue Maßstäbe und ermöglicht den Einsatz von schlagkräftigen Zusatzgeräten in Steilhängen. Selbst bei extremen Steigungen bietet das System eine Vielzahl von Mechanisierungsmöglichkeiten bei hoher Arbeitssicherheit und trägt zum Erhalt des Steillagenweinbaus bei. red