Insektizid für Obst und Weinreben zugelassen

Foto: Tobias Spieß
Bayer CropScience Deutschland GmbH informierte anlässlich der Jahrespressekonferenz Sonderkulturen per Livestream über Innovationen des Unternehmens. Movento SC 100 ist für Raumkulturen gegen saugende Insekten zugelassen. Bayer setzt sich für die Wiederzulassung des Herbizidwirkstoffs Glyphosat ein, der einen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leiste. Der Konzern stehe für nachhaltigen Pflanzenschutz, der chemisch-synthetisch oder biologisch basiert sein könne. Das Unternehmen arbeite auch an alternativen Verfahren, um den chemischen Pflanzenschutz zu reduzieren.
Im Jahr 2021 erzielte Bayer CropScience in Deutschland im Segment Sonderkulturen nach Angaben des Vertriebsteamleiters Markus Borkowski einen Pflanzenschutzmittel­umsatz von 157 Mio. Euro, das sind16 Mio. Euro oder elf Prozent mehr als 2020. Der Fachmann begründete den kräftigen Zuwachs mit der außergewöhnlichen Nässe, die 2021 zu erhöhten Pilzinfektionen der Kulturen geführt habe. Völlig anders sei die Situation bei den Schadinsekten gewesen. Die Kirschessigfliege sei nur lokal aufgetreten. Blattläuse waren gut kontrollierbar und auch der Schädlingsdruck durch Spinnmilben war verhalten.
Markt für Pflanzenschutzmittel
Größter Markt für Pflanzenschutzmittel war 2021 laut Borkowski der Weinbau mit einem Erlös von 54,8 Mio. Euro, gefolgt vom Obstbau mit 48,9 Mio. Euro sowie Gemüse mit 33,2 Mio. Euro und Hopfen mit 20 Mio. Euro. Im Jahr 2022 erwartet der Teamleiter eine Normalisierung der Pflanzenschutzintensität bei Sonderkulturen und einen Rückgang des Fungizidverkaufs sowie eventuell einen leichten Anstieg des Insektizidabsatzes.
Movento SC 100 regulär in Weinreben zugelassen
Bisher konnte das Insektizid Movento SC 100 in Raumkulturen lediglich im Rahmen von Notfallzulassungen (Art. 53) eingesetzt werden. Daher freut sich Bayer, dass nach zehnjährigem Zulassungsverfahren nun erstmalig Movento SC 100 regulär zum Einsatz in Raumkulturen zugelassen ist, wie Apfel, Birne, Süßkirsche, Sauerkirsche, Pflaume, Zwetschge, Pfirsich, Aprikose, aber auch in Beeren und Weinrebe gegen saugende Insekten wie Blattläuse, Schildläuse, Blutlaus, Blattsauger, Weiße Fliege, Spinnmilbe, Erdbeermilbe, Johannisbeergallmilbe, Gallmücke, Zikaden und Reblaus.
Das Mittel mit dem Wirkstoff Spirotetramat (Gruppe der Keto­enole) hemmt die Lipidbiosynthese, was laut Hersteller einzigartig ist (IRAC Gruppe: 23). Es ist systemisch in Xylem und Phloem und wird durch Saugen aufgenommen, sodass auch der Neuzuwachs geschützt ist. Nützlinge wie Räuberische Gallmücken, Florfliegen und andere werden geschont, weshalb Movento für den integrierten Anbau geeignet sei.
Bayer empfiehlt Movento SC 100 im Weinbau gegen Schildläuse, Rebläuse und Zikaden als Virusvektoren an Reben. Ideal ist die Anwendung im Larvenstadium zu Beginn des Populationsaufbaus. Empfohlen wird der Einsatz gegen Schildläuse im Stadium der Schrotkorngröße, gegen Reb­läuse kurz vor bis nach Traubenschluss und gegen Zikaden von Schrotkorngröße bis kurz vor Traubenschluss, genauer ab BBCH 69 mit 0,7 l/ha, maximal zwei Anwendungen, Intervall mindestens 14 Tage, Wartezeit 14 Tage. Der Hersteller berichtet von einer verzögerten Anfangswirkung, verspricht aber eine hervorragende Langzeitwirkung.
Für den Weinbau rät Bayer zur Oidium-Strategie mit Prosper TEC und Luna Max sowie zur Beibehaltung der Pero-Lösung in der Traubenblüte mit Profiler und Melody Combi.
Aus Sicht der Bayer Crop-­Science Deutschland führt der Krieg in der Ukraine drastisch die eigene Verantwortung für die Ernährungssicherung als wachsende Herausforderung der Landwirtschaft vor Augen. „Weltweite Ernährungssicherung erfordert globales Handeln und ist von geostrategischer Bedeutung. Das müsste in die Ausrichtung der deutschen und europäischen Agrarpolitik einfließen“, forderte Peter R. Müller, Geschäftsführer Bayer CropScience Deutschland. Er blickt sorgenvoll auf die Entwicklungen in der Ukraine.
Über Social media Kanäle will Geschäftsführer Müller persönlich den Dialog mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen intensivieren. Er ist direkter Ansprechpartner für eine transparente Bayer-
Kommunikation, erklärt verantwortungsvollen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und kommt mit der Praxis ins Gespräch. „Social Media ist ein zentrales Werkzeug für die dringend notwendigen Diskussionen“, sagte Müller.
Steuer auf Pflanzenschutzmittel
Die Politik diskutierte vor Beginn des Krieges in der Ukraine eine Steuer auf Pflanzenschutz­mittel, um den Mitteleinsatz zu reduzieren. Die HFFA Research GmbH hat hierzu eine Studie erarbeitet, die verschiedene Szenarien analysiert. Anhand von Modellkalkulationen wurden die Folgen einer Steuer untersucht. Dabei flossen Erfahrungen ein, die mit einer solchen Steuer in Dänemark gemacht wurden.
Die Studie stellte trotz sehr hoher Steuersätze von mehr als 100 Prozent kaum Nachfragerückgang nach Pflanzenschutzmitteln fest, weil den Erzeugern Alternativen fehlen. Landwirte tragen die Hauptlast der Steuern, sind auf die Mittel angewiesen und können kaum auf Preissteigerungen reagieren. Einziger Gewinner sei der Staat durch die Steuereinnahmen. Vielmehr seien Innovationen der Schlüssel, um den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern. Bayer setze auf die Kombination innovativer züchterischer, digitaler Technik sowie Pflanzenschutzmittel. „Innovative Praktiken aus dem Ökolandbau gehören ebenso dazu“, betonte Müller. bs