Mit rund 1,8 Mio. hl liegt das Ernte-Ergebnis der Pfälzer Produzenten etwa 30 % unter dem langjährigen Durchschnitt. „Der Herbst kam überraschend schnell und hat uns Winzerinnen und Winzer vor große logistische Herausforderungen gestellt“, berichtete Boris Kranz, 1. Vorsitzender von Pfalzwein e.V., auf der Herbstpressekonferenz des Verbands am 8. Oktober.
Schlagkraft entscheidend
Prof. Dr. Ulrich Fischer, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz, erläuterte, dass man bereits am 25. August Empfehlungen für die Sektgrundwein-Lese herausgegeben habe. „Einige Top-Weingüter waren am 12./13. September komplett mit der Lese fertig“, fuhr Fischer fort. Damit die Alkoholwerte nicht zu hoch gerieten und gesundes Traubenmaterial vor den Niederschlägen Mitte September in die Keller kam, war Schlagkraft erforderlich. Alles wurde zur gleichen Zeit reif.
Insgesamt rechne man mit sehr guten Qualitäten – aber einer kleinen Menge: Dr. Jürgen Oberhofer, ebenfalls vom DLR Rheinpfalz, erläuterte, dass durch den trockenen Frühsommer die Zellteilung in den Trauben langsam ablief, weshalb die Beeren bis zur Lese klein blieben. Der warme Hochsommer beschleunigte dann die Reife der kleinen Beeren. Niemand in der Branche habe vor der Lese mit einer so geringen Erntemenge gerechnet, ergänzte Oberhofer.
Dr. Thomas Weihl vom Weinbauamt Neustadt lenkte den Blick auf die Absatzlage Pfälzer Betriebe mithilfe von Zahlen aus der Qualitätsweinprüfung, da diese Aufschluss darüber geben, wie viel Wein auf den Markt kommt. So habe die Zahl der angestellten Weine seit 2023 abgenommen und liege aktuell 9 % unter dem zehnjährigen Mittel. Im Umkehrschluss bedeute dies aber auch, dass 91 % noch in Umlauf komme. „Wir haben Betriebe und Kanäle, die funktionieren“, schlussfolgerte Weihl.
Auch der Pfälzer Weinbaupräsident Reinhold Hörner betonte, dass die wirtschaftliche Lage der Betriebe entlang der Deutschen Weinstraße im nationalen und internationalen Vergleich relativ stabil sei. Allerdings waren sich die Referenten einig, dass die Lage insbesondere im Fassweinbereich angespannt bis prekär ist und mit Betriebsaufgaben und Flächenrückgängen zu rechnen ist. Laut einer Umfrage, die Prof. Dr. Fischer veranlasst hat, sei mit 17 % weniger Weinbaufläche bis 2030 zu rechnen.
Pfalzwein will Situation positiv begegnen
Kranz ist überzeugt, dass die meisten Winzer in der Pfalz am Markt bestehen bleiben können. Er berichtete gemeinsam mit Pfalzwein-Geschäftsführer Joseph Greilinger über die Aktivitäten der Gebietsweinwerbung. Pfalzwein möchte gemeinsam mit dem Weinbauverband Betriebe unterstützen und der Marktsituation positiv begegnen, wofür die Weinwerbung drei Handlungsfelder definiert hat: Neben Export und einer engeren Zusammenarbeit mit dem Tourismus möchte man den Preiseinstieg mit Promotionen und Schulungen sowie den Pfälzer Wein im LEH stärken. Dafür sind für 2026 zusammen mit Mosel und Rheinhessen Informationskampagnen im deutschen LEH mit einem Budget von 1 Mio. Euro angedacht. swe/bla