Qualitativ und mengenmäßig sei die Ernte 2018 hervorragend ausgefallen. „Unsere Winzer können in diesem Jahr sehr zufrieden sein“, stellte Dr. Roman Glaser, Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes (BWGV), am 26. September in der Winzergenossenschaft Wolfenweiler fest. Nach momentanen Schätzungen dürfte die Erntemenge der 74 Winzergenossenschaften in Baden bei rund 100 Mio. Litern liegen. Im vergangenen Jahr brachten sie 72,4 Mio. Liter ein. Die optimalen Witterungsbedingungen im Frühjahr sowie während der Blüte haben zu den guten Erträgen geführt. Die hochsommerlichen Temperaturen in den letzten Wochen haben schließlich für hohe Mostgewichte gesorgt.
Fühe Ernten bleiben keine Ausnahme
„In diesem Jahr waren es vom Austrieb bis zur Blüte nur vier Wochen. Aufgrund des Klimawandels wird dieses Jahr da keine Ausnahme bleiben“, sagte Matthias Meier, Vorstandsvorsitzender der WG Wolfenweiler. In Baden hatten die optimalen Bedingungen für den Wein jedoch auch Folgen für die Lese, denn „hier war und ist noch immer Fingerspitzengefühl gefragt“, betonte Ernst Nickel, Geschäftsführer der WG Wolfenweiler.
Euphorisch mit Blick auf den Jahrgang
Ute Bader, Fachberaterin Wein und stellvertretende Bereichsleiterin Beratung Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften beim BWGV, zeigte sich euphorisch: „Die Trauben befinden sich in einem hervorragenden Gesundheitszustand. Die Trockenheit in den Sommermonaten haben viele Reben gut ausgehalten, nur an einigen Junganlagen mit nicht ganz so tiefen Wurzeln können Dürreschäden festgestellt werden“, berichtete die Fachberaterin. „Vor allem haben wir einen hervorragenden Rotweinjahrgang zu erwarten.“ Eine Herausforderung sei, dass die Alkoholgehalte in den Weinen möglicherweise sehr hoch ausfallen könnten. „Innerhalb der ersten Oktoberwoche werden wir die Lese komplett abschließen. Das Luxusproblem, welches ich in diesem Jahr für wahrscheinlich halte, sind einige Liter Überlagerungsmenge“, sagte Nickel. Bader hielt es für unwahrscheinlich, dass Entalkoholisierung beim Spätburgunder und anderen Sorten notwendig wird: „Ein gut ausgebauter, vollmundiger Rotwein kann durchaus 13,5 bis 14 Prozent Vol. vertragen.“
Kleinere Betriebe geben vermehrt auf
Glaser berichtete, dass die Zahl der Betriebe in Baden weiter rückläufig sei, von 25 480 im Jahr 2000 auf 13 250 Ende 2017. Insbesondere kleine Nebenerwerbsbetriebe geben vermehrt auf, dagegen nimmt die Zahl der Betriebe mit mehr als fünf Hektar Rebfläche zu – von 71 im Jahr 2000 auf 816 zum Ende des vergangenen Jahres. 2017 wurde eine neue Vertriebsgenossenschaft des Badischen Winzerkellers gegründet, die Sonnenwinzer eG. Sie vertreibt Weine von rund 4 000 Erzeugern unter dem Label „Sonnenwinzer“. Auch eine Fusion findet noch in diesem Jahr statt, die Baden-Badener WG schließt sich mit den Affentaler Winzern zusammen. Ebenfalls war die Nachfrage zur Preisentwicklung Bestandteil des Termins. „Regelmäßig beobachten wir die Zahlen der GfK. Daran lässt sich ablesen, dass unsere Kunden sehr preissensibel und vor allem über Nachlässe zu generieren sind“, erklärte Bader, „doch gerade junge Kunden schauen auf die Regionalität und sind bereit, auch einen entsprechenden Preis dafür zu zahlen.“ Dennoch sei der Verdrängungswettbewerb durch Weine aus dem Ausland spürbar.
Generationswechsel in Wolfenweiler
Die jungen Kunden, die Bader ansprach, sollen zukünftig verstärkt die Zielgruppe der WG Wolfenweiler sein. Das hat nicht zuletzt den Hintergrund, dass die Geschäftsführung zum Ende des Jahres wechselt: An die Stelle von Ernst Nickel tritt der 30-jährige Florian Joos. Schon vor einem Jahr wurde der damals 27 Jahre alte Felix Vogelbacher als Erster Kellermeister eingestellt. „Bei beiden Entscheidungen kann ich sagen, dass sie sich als goldrichtig erwiesen haben“, sagte Nickel. Kathrin Kortendieck