Krisendestillation zur Marktbereinigung

EU-Sondermaßnahmen

Die Europäische Kommis­sion hat am 23. Juni ein Paket von befristeten Sondermaßnahmen wie Destillation und vereinfachte Grüne Weinlese beschlossen, um überschüssige Weinbestände in ihren Mitgliedsländern abzubauen und von der Absatzkrise betroffene Erzeuger zu entschädigen. Spanien und weitere Regionen der EU nehmen den Vorschlag der EU-Kommission an, Überschüsse auf dem Weinmarkt durch Destillation zu beseitigen.
Die Mitgliedsländer werden autorisiert, über die nationalen Stützungsprogramme für Wein die Dringlichkeitsdestillation anzubieten und ebenso die Handhabung der grünen Weinlese diesen Sommer. Das Bundeslandwirtschaftsministerium befragt die Branche inwieweit sie eine Krisendestillation für erforderlich hält.
Kofinanzierung darf von 50 % auf 60 % steigen
Zudem wird der Kofinanzierungssatz der EU für Maßnahmen wie Umstrukturierung, grüne Weinlese, Absatzförderung und Investitionen von 50 % auf 60 % erhöht. Die beschlossenen Maßnahmen sind unmittelbar anwendbar. Die EU-Behörde erwartet, dass die Mitgliedsstaaten bis zum 31.
August 2023 die Durchführungskriterien für diese Sondermaßnahme mitteilen. Die Mitgliedsstaaten können die EU-Finanzierung ergänzen durch einen Betrag, der der Höhe der nationalen Zahlungen entspreche.
Weinerzeugung 2022 gestiegen
Bis zum 15. Oktober 2023 ist es möglich, den am stärksten von der Krise betroffenen Wein im Rahmen der Stützungsprogram­me zu destillieren. So würden Wettbewerbsverzerrungen vermieden. Die EU-Behörde rechtfertigt die Stützungsmaßnahmen mit dem geringeren Weinverbrauch aufgrund der Inflation.
Die schwächere Nachfrage habe in Verbindung mit einer guten Ernte im vorigen Jahr und den Folgen der Marktschwierigkeiten während der Pandemie zur Ausweitung der Weinlagerbestände geführt. Nach Angaben der Kommission ist die EU-Weinerzeugung 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 4 % gestiegen. Hinzu kämen schon leicht überdurchschnittlich hohe Bestände.
Weinverbrauch sinkt beträchtlich
Der Kommission zufolge wird der Rückgang des Weinverbrauchs im laufenden Wirtschaftsjahr in Deutschland auf 22 % und Portugal auf 34 % geschätzt. Es folgen Frankreich mit einem Minus um 15 % und Spanien, wo eine um 10 % sinkende Nachfrage erwartet wird. In Italien dürfte das Minus bei etwa 7 % liegen.
Überdies seien die Weinausfuhren der Europäischen
Union im Zeitraum von Januar bis April 2023 um 8,5 % gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen, so die Brüsseler Behörde. Dies habe zu einem weiteren Anstieg der Lagerbestände beigetragen.
Am stärksten betroffen seien Rot- und Roséweine aus bestimmten Regionen Frankreichs, Spaniens und Portugals. Ähnliche Schwierigkeiten soll es aber auch bei anderen Weinen sowie in anderen EU-Mitgliedsstaaten beziehungsweise in bestimmten Weinerzeugungsgebieten geben. age