Aus der Ende Juli vorgestellten Auswertung der Geisenheimer Absatzanalyse geht hervor, dass sich der Gesamtumsatz in der deutschen Weinbranche im zweiten Quartal 2022 im Vergleich zum Vorjahresquartal leicht positiv entwickelte. Zwar fallen die Zuwächse der 158 ausgewerteten Betriebe gegenüber 2021 zunehmend geringer aus, der starke Einbruch im März hat sich jedoch nicht fortgesetzt. Ein Grund für die positive Entwicklung sind Preissteigerungen durch die Aktualisierungen der Preislisten im März und April.
Starke Einbußen für große Betriebe im LEH
Die anfänglich starke Erholung nach Corona von Fachhandel, Gastronomie und Export schwächt sich langsam ab. Bei der Direktvermarktung hingegen war nach starken pandemiebedingten Umsätzen bis zum September letzten Jahres der Umsatz in der Direktvermarktung rückläufig.
Preissteigerungen der Betriebe im Frühling konnten den Absatzrückgang im April und Mai noch kompensieren, im Juni gab es wieder einen leichten Rückgang.
Der Absatz im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) entwickelte sich für kleine (Jahresumsatz bis 1 Mio. Euro) und große Betriebe gegenläufig: Während große Betriebe seit November 2021 Einbußen hinnehmen müssen, wächst der Umsatz bei den kleinen Betrieben.
Der Onlinehandel fällt nach der extrem starken Absatzsteigerung durch die Pandemie im Jahr 2022 etwas ab mit stärkeren monatlichen Schwankungen. Der Absatz in den Großhandel hat sich im ersten Halbjahr 2022 überwiegend negativ entwickelt.
Die unverändert hohe Inflation und die sich andeutende Rezession lassen das Team der Geisenheimer Absatzanalyse insgesamt einen Rückgang des Weinumsatzes erwarten. Über den Sommer bestehe aber für die beiden Absatzkanäle Gastronomie und Weintourismus Hoffnung.
Die teilnehmenden Betriebe berichten, dass der Aufwand, um Glas, Kartonagen und Verschlüsse zu beschaffen, sie sehr viel Zeit koste. Erste kleine Betriebe müssten sogar Füllungen verschieben, da sie nicht an Glas kämen oder die Kosten nicht tragen könnten. Außerdem sei die Kostenweitergabe an den LEH schwierig und aufwendig auszuhandeln.
Infos zur Geisenheimer Absatzanalyse
Die Hochschule Geisenheim hat mit dem Team von Prof. Dr. Simone Loose eine neue digitale Absatzanalyse als Lösung von der Branche für die Branche entwickelt, die genauere Einsichten in die Umsatz- und Preisentwicklung über alle relevanten Absatzkanäle deutscher Weinerzeuger erlaubt. Teilnehmende Betriebe teilen dazu ihre anonymisierten Absatzdaten aus der Warenwirtschaft über eine Schnittstelle mit einer geschützten Datenbank der Hochschule. Die Hochschule Geisenheim kann noch bis Anfang 2023 die Kosten der Anbindung aus Projektmitteln übernehmen, sodass die Teilnahme für die Betriebe vollkommen kostenlos ist.
Interessierte Betriebe können sich an Prof. Dr. Simone Loose (Simone.Loose@hs-gm.de) wenden. hgu/isp