Ökonomische Nachhaltig­keit von Weingütern

Geisenheimer Praxistag

Das Institut für Wein- und Getränkewirtschaft der Hochschule Geisenheim University veranstaltete einen Praxistag zur ökonomischen Nachhaltigkeit von Weingütern und der Entwicklung von Absatz und Kosten. Fast 200 Teilnehmer folgten der Einladung, darunter über 120 Weingüter und Winzergenossenschaften, aber auch Interessierte der Verbände, Forschungs- und Lehreinrichtungen und Beratung.
30 Jahre Geisenheimer Unternehmensanalyse
Die Veranstaltung fand zum Anlass des 30-jährigen Bestehens der Geisenheimer Unternehmensanalyse statt, die eine einzigartige Langzeitdatenreihe zur Entwicklung der ökonomischen Nachhaltigkeit der Branche zur Verfügung stellt. Dr. Dirk Haupt vom Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau aus Rheinland-Pfalz, welches das Projekt seit Jahrzehnten finanziell unterstützt, überbrachte Grußworte.
Ein weiterer Anlass war der Abschluss des Drittmittelprojektes „Wirtschaftlichkeit und ökologische Nachhaltigkeit von Weingütern: Wissensbasierte Auswertung und digitaler Wissenstransfer“, finanziert durch den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE). Die im Projekt entwickelten innovativen, digitalen Werkzeuge für die Branche, die digitale Absatzanalyse und die neue digitale Auswertung der Unternehmensanalyse wurden von den Besuchern mit großem Interesse aufgenommen.
Am Praxistag referierten sieben Wissenschaftler der Hochschule Geisenheim und Praxispartner. Es gab eine rege Diskussion und einen persönlichen Austausch der Besucher. Im ersten Vortrag gab Prof. Dr. Simone Loose einen Rückblick auf die wirtschaftliche Entwicklung der „überlebenden“ Weingüter der letzten 30 Jahre und umriss die großen Herausforderungen der nahen Zukunft, wie die Kostensteigerungen, die Personalknappheit und der rückläufige Weinkonsum.
Anthony Bennett M.Sc. stellte die neue digitale, nutzerfreundliche und interaktive Auswertung der Geisenheimer Unternehmensanalyse vor, die er als Teil seiner Promotion gemeinsam mit dem Geisenheimer Team entwickelt hat.
Dr. Larissa Strub zeigte anhand von Kennzahlen der Geisenheimer Unternehmensanalyse, wodurch sich wirtschaftlich erfolgreiche und ökonomisch nachhaltige Weingüter auszeichnen und worauf Betriebe achten müssen.
Prof. Dr. Robert Göbel konnte den Teilnehmern aus seinem großen Wissensschatz aus der praktischen Beratung von Weingütern berichten, wie sie durch Profilierung erfolgreich sein können und in welcher Entwicklungsphase, inklusive der Unternehmensnachfolge, welche Kennzahlen von besonderer Bedeutung sind.
Hofnachfolge frühzeitig planen
Nach dem Mittagessen und dem regen persönlichen Austausch der Teilnehmer startete der zweite Abschnitt des Praxistages. Günter Glock von Glock & Partner (Notare, Rechtsanwälte, Steuerberater in Rüdesheim am Rhein) gab den Teilnehmern einen Einblick in seine Erfahrungen der Unternehmensnachfolge und -veräußerung im Weinsektor. Dabei wurde deutlich, wie wichtig die ökonomische Nachhaltigkeit des Betriebes und die frühzeitige Vorbereitung der Nachfolge sind.
Kosten- und Margenanalyse
Prof. Dr. Andreas Kurth stellte erstmalig die Ergebnisse des Geisenheimer Projektes der „Kosten- und Margenanalyse“ der Öffentlichkeit vor. Dabei wurde auch deutlich, wie stark die negativen Auswirkungen der aktuellen Kostensteigerungen auf die Margen der Betriebe sind.
Prof. Dr. Simone Loose schloss mit einem Einblick in aktuelle Umsatzdaten in die verschiedenen Vertriebswege von Wein aus der innovativen Geisenheimer digitalen Absatzanalyse. Bei Kaffee und Kuchen äußerten sich die Teilnehmer der Tagung positiv zu dieser gelungenen Veranstaltung.
Interessierte Betriebe können noch bis April 2023 kostenlos an die Geisenheimer Absatz­analyse angeschlossen werden und jederzeit kostenlos an der Geisenheimer Unternehmens­analyse teilnehmen. Anmeldung bei Simone.Loose@hs-gm.de. Larissa Strub, Simone Loose, Hochschule Geisenheim University