Um den aktuellen Herausforderungen des Weinmarktes erfolgreich begegnen zu können, braucht es eine europaweite Verringerung der Produktionsmenge und Rahmenbedingungen, die eine Erhöhung der Marktanteile Deutscher Weine unterstützen. Darin sind sich die Präsidenten der Weinbauverbände Rheinhessen und Pfalz, Jens Göhring und Reinhold Hörner, einig. Sie plädieren dafür, kurzfristig wirksame Maßnahmen zu identifizieren und gemeinsam auf den Weg zu bringen.
Weinbaubetriebe in Rheinhessen und der Pfalz befinden sich, wie ihre Kollegen aus den anderen deutschen und europäischen Anbaugebieten, in einer äußerst herausfordernden Lage. Gesellschaftliche Entwicklungen führen zu einer nachhaltig geringeren Nachfrage von Wein. In Deutschland kommt es aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Verhältnisse und der daraus resultierenden Konsumschwäche zu einer Kaufzurückhaltung im Wein- und Sektsegment. Die Folge ist ein starker Preisdruck am Markt, vor allem bei Fasswein. Gleichzeitig sind die Produktionskosten in den vergangenen Jahren sprunghaft gestiegen, was die Situation der Betriebe zusätzlich verschärft.
Europaweiter Anbaustopp gefordert
Mit der Verlängerung der Gültigkeitsdauer von Pflanzgenehmigungen und der Möglichkeit einer sanktionsfreien Rückgabe sowie der deutlich restriktiveren Begrenzung des jährlichen Rebflächenzuwachses in Rheinland-Pfalz wurden erste Forderungen der Weinbauverbände zur Reduzierung des Produktionspotenzials aufgegriffen und auf Landesebene dankenswerterweise zügig umgesetzt. Diese Maßnahmen zeigen jedoch keine kurzfristige Wirkung und sind nicht ausreichend. „Wir brauchen einen generellen europaweiten Anbaustopp und zwar jetzt!“ Eine sinnvolle, notwendige Ergänzung wäre die Einführung einer sogenannten Rotationsbrache, bei der die Rodung von Weinbergen mit honorierten Biodiversitätsleistungen kombiniert würde. Hier hoffen Göhring und Hörner auf die Unterstützung der Ministerin bei der Umsetzung dieses Vorschlages.
EU diskutiert Marktstabilisierungsmaßnahmen
Auf europäischer Ebene werden mögliche Marktstabilisierungsmaßnahmen in der sogenannten High-Level-Group on Wine Policy diskutiert. Die dort kursierenden Vorschläge gehen zwar in die richtige Richtung, würden aber größtenteils erst langfristig wirksam werden. Darauf können die Betriebe aber nicht mehr warten.
Gebietsweinwerbungen für Vermarktung stärken
Über das Drehen an produktionsseitigen Stellschrauben hinaus, sehen die Weinbaupräsidenten in der Vermarktung Potenziale. Um diese auszuschöpfen, sind neben gut aufgestellten Gebietsweinwerbungen eindeutige, wiedererkennbare Profile der Weinanbaugebiete nötig. Dafür brauchen die Schutzgemeinschaften, die die jeweiligen Produktionsbedingungen, wie Mindestmostgewichte, zugelassene Rebsorten oder oenologische Verfahren, festlegen, sowohl sichere rechtliche Rahmenbedingungen also auch gestalterische und finanzielle Beinfreiheit. bwv