Qualitätszuschreibung von Wein wird untersucht

Humangeographie

Welchen Weg Weine auf einem internationalen Markt von der Rebe bis zur Flasche nehmen und wie ihnen dabei Qualität zugeschrieben wird, untersucht jetzt der Lehrstuhl für Humangeographie der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. „Qualität ist bei Wein mehr als eine Eigenschaft, die objektiv messbar ist. Qualität entsteht in einem Prozess aus sozia­len Beziehun­gen und Kontexten, der lokal, regional und global stattfindet“, so Prof. Christian Steiner.
Widersprüchlich dabei sei, dass sich renommierte Weingüter im Premiumbereich im Sinne von Qualität voneinander abgrenzten, aber auch vergleichbar bleiben wollten, etwa als Produkt aus einer Region, die wiederum selbst für Qualität stehe. Im hochpreisigen Markt haben die Weingüter laut Steiner die Schritte einer Qualifizierung ihrer Produkte selbst in der Hand, durch die Betonung der Traditionen oder Beziehungen zu den Abnehmern. Diese Logik greife indes nicht bei Weinerzeugung für den Massenmarkt. Die Marktmacht verschiebe sich von den Erzeugern hin zu Großabnehmern, die Qualität und Menge vorgäben.
Wie im Premiummarkt spiele auch im Standardsegment zumindest die nationale Herkunft des Weines eine Rolle. Discoun­ter begegneten diesem Bedürfnis, indem sie fiktive Weingüter auf der Flasche abbildeten. Technische Grundlage für diese Entwicklung sei der Tankwein, der in Containern mit mehr als 20.000 l transportiert werde. Um den globalen Weinbedarf zu decken, werde in Dimensio­nen produziert, mit denen kein deutscher Winzer mithalten könnte. Allein der größte chilenische Tankweinhersteller erzeuge jährlich 1,2 Mio. hl. age