Pfalz: Rebschnitt im Saftfluss

Foto: Bettina Siée
Im Weingut Odinstal bei Wachenheim an der Weinstraße stellte die italienische Firma Simonit & Sirch ihre Methode des Rebschnitts vor, mit der Holzkrankheiten, wie Esca, vermieden werden soll. In Wachenheim erklärten drei Mitarbeiter von Simonit & Sirch die Theorie der beiden Firmengründer. Noch anschaulicher wurde die Methode anhand von mitgebrachten längs durchgeschnittenen Rebstöcken gezeigt. Die Bahnen sind bei traditionellem Schnitt häufig verstopft, im Inneren entsteht immer mehr totes Holz bis die Rebe abstirbt. Bei der traditionellen Schnittmethode gibt es immer mehr Probleme mit Esca. Bei konsequenter Anwendung der neuen Methode sind die Leitbahnen im Inneren der Rebe frei und es kommt nicht zur Esca-Problematik. Das DLR Rheinpfalz in Neustadt hat einen Versuch gestartet und auch einige private Weingüter testen die Schnittmethode. Das deutsche weinmagazin erklärte ausführlich den Schnitt nach Simonit & Sirch im dwm 25/26 2015, Seite 24 ff. Die beiden Gründer Marco Simonit und Pierpaolo Sirch suchten eine Lösung, als es im Friaul immer mehr Stockausfälle durch Holzkrankheiten gab. Sie entwickelten die Methode und gründeten 2003 das Unternehmen, in dem derzeit 20 Berater arbeiten. „Wir wollen praktische Antworten auf die Probleme des Verfalls und der Holzkrankheiten (Esca) geben“, erklärte Massimo Giudici.
Adaption des Systems an regionale Erziehung
Nikolas Juretic führte detailliert in die Methode ein und erklärte die Adaption des Systems an regionale Erziehungssysteme, wie in Frankreich (Bordeaux, Champagne, Burgund) anhand verschiedener Projekte in betreuten Weingütern. Auch aus der Pfalz hatte Massimo Giudici Beispiele fotografiert. Wie Juretic erklärte, arbeiten sie mit der Universität Bordeaux zusammen, die sich mit der Physiologie der Rebe befasst. Simonit & Sirch hatte Kurse für Betriebsleiter gehalten. Ein Kurs erstreckte sich über 120 Stunden, der erste Teil befasste sich mit der Theorie, die beiden weiteren Teile fanden dann in der Praxis statt, im Rebgelände der Universität Bordeaux. Wie Juretic beschreibt, gibt es zwei kritische Stellen für die Leitbahnen der Rebe: Die Veredlungsstelle und der „Kopf“ der Rebe, wo die Bogrebe belassen wird. Es sind Sortenunterschiede festzustellen. Der Winterschnitt wird ergänzt durch das richtige Ausbrechen nach Simonit & Sirch. Auch dabei darf der Saftfluss der Rebe nicht gestört werden, damit die Leitbahnen frei bleiben. 2014 in Italien brachte Marco Simonit ein Handbuch zu seiner Schnittmethode heraus. Es kommt übersetzt im November 2016 in Frankreich heraus. Eine deutsche Übersetzung ist geplant.
Bettina Siée