Inzwischen sei man in ruhigeren Fahrwassern angekommen. Dennoch gab es einen weiteren Dämpfer, denn die langjährige Werbekampagne blieb auf der Strecke, da sie durch das Raster der EU-Binnenmarktförderung fällt. Die Bilder würden zu stark den Weinkonsum anregen. „Sie erreicht also eigentlich genau das, was sie soll“, kommentierte Schätzel diesen vermeintlichen Widerspruch. Demzufolge musste ein neues Konzept für eine Werbekampagne her.
Kampagne in Kooperation mit dem DWI
Auch das Deutsche Weininstitut (DWI) arbeitet derzeit an einer neuen Informationskampagne für Weine aus deutschen Regionen, erläuterte DWI-Geschäftsführerin Monika Reule. Denn die vorherige Kampagne wurde mit den Landschaftsmotiven der Weinregionen mehr als Tourismuswerbung, als Werbung für den Wein verstanden, das ergab ein Verbrauchertest. Mit dem neuen Ansatz möchte das DWI seine Werbung stärker emotionalisieren. Es wurden vier verschiedene Motive ausgearbeitet, die Winzer verschiedener Generationen und in unterschiedlichen Situationen zeigen. Damit werden die Menschen gezeigt, die in ihren Regionen den Wein erzeugen. Ein jeweiliges Zitat wie „unser Wissen kommt nicht von ungefähr, unser Wein auch nicht“, rundet die Bilder ab. Jedes Motiv hat einen kurzen Abbinder mit dem g.U.-Siegel und einen kurzen Text darunter, der für weitere Informationen zur Homepage www.weine-mit- herkunft.de leiten soll.
Für die 13 deutschen Anbaugebiete besteht die Möglichkeit, die Kampagne für sich zu adaptieren und damit zu verstärken, um selbst sichtbarer zu werden. Zehn Anbaugebiete folgen diesem Vorschlag, so auch Rheinhessenwein. Ein Motiv steht schon fest, am Text wird noch gefeilt. Die anbaugebietsspezifische Kampagne wird dann von DWI unterstützt und kofinanziert, das heißt die Erstellung der Anzeige übernimmt das DWI komplett, eine Strategie wird gemeinsam ausgearbeitet und Anzeigen werden zur Hälfte vom Weininstitut finanziert. Die andere Hälfte muss vom Anbaugebiet gestellt werden. Für Rheinhessen stellt das Weininstitut einen Mindestbetrag von 221 000 Euro bereit.
Trade-Up für Rheinhessenweine
Bernd Kern, Geschäftsführer Rheinhessenwein e.V., gab zuvor einen Einblick in den Geschäftsbericht der Weinwerbung. Auch aufgrund des kleinen Jahrgangs 2017 haben die Rheinhessen einen Absatzrückgang zu beklagen. Dennoch zeigt sich auch hier ein Trade-Up: die Durchschnittspreise im LEH sind von 2,00 €/ 0,75 l-Flasche auf 2,23 € gestiegen, der Durchschnittspreis im Direktverkauf liegt mittlerweile bei 5,08 €/Flasche. Ähnlich zeichnet sich dies auch im Export ab, dort verzeichnete das größte deutsche Weinanbaugebiet ein Mengen-Minus von 7 %, dafür eine Erhöhung des Durchschnittspreises auf 2,73 €/l, sodass mit 74 Mio. € das Weißwein-Umsatzniveau des Vorjahres gehalten werden konnte. Besonders die Skandinavischen Märkte, allen voran Norwegen, seien sehr wichtig für Rheinhessen geworden, zeigt Kern auf.
Verstärkter Online-Auftritt
Der Geschäftsführer warf zudem einen Blick auf die Aktivitäten von Rheinhessenwein. Im November 2018 neu hinzugekommen ist ein Instagram-Kanal (@rheinhessenwein), der mittlerweile 1 200 Abonnenten zählt. Auch die seit 2016 bestehende Facebook-Seite mit 14 000 Fans sowie über 2 Mio. Webseitenaufrufe von www. rheinhessen.de stimmten Kern zufrieden. Das Veranstaltungsformat „der Beste Schoppen“ sei ausgelaufen, ein ähnliches Konzept soll zusammen mit der DEHOGA wiederkommen, um weiterhin eine entsprechende Plattform für die Gastronomie zu bieten.
Um ein finanzielles Polster zu schaffen, habe Rheinhessenwein 2018 nicht alle zuvor geplanten Maßnahmen umgesetzt. So geht der Verein mit einem Jahresergebnis von etwa 91 000 € in das nächste Jahr. Neu in den fast 40-köpfigen Gesamtvorstand gewählt wurden Sabrina Becker aus Spiesheim, Martin Fischborn aus Dexheim, David Spies aus Dittelsheim-Heßloch, Gernod Becker aus Mettenheim, Jens Strassner von der Rheinberg- Kellerei sowie die Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz. iw