Peter Jung, seit August Geschäftsführer der Remstalkellerei aus Weinstadt, hat offenbar ein schweres Erbe angetreten. Darauf deutet zumindest ein Schreiben, das Jung zusammen mit Heike Schacherl (Vorstand Finanzen und Verwaltung) im November an die Mitglieder verschickt hat. Wie es darin heißt, befindet sich die Remstalkellerei „in einer wirtschaftlich desaströsen Lage“. Das Unternehmen habe derzeit zwar keine Liquiditätsprobleme, es müssten aber „Maßnahmen zur wirtschaftlichen Stabilität und weitere Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden“.
Neubewertung der Lage
Nach Angaben von Jung und Schacherl habe es bei der Remstalkellerei jahrelang eine fehlerhafte Einschätzung der Weinmarktentwicklung und eine zu optimistische Einschätzung, was das Absatzpotenzial und die Qualität der Produkte angeht, gegeben. Die Traubengeldauszahlungen der Jahrgänge 2014, 2015 und 2017 seien über eine Rücklagenentnahme subventioniert worden. Man habe „den Jahrgang 2016 nicht genauer betrachtet, der weder in Sachen Qualität noch in Sachen Quantität als marktgerecht bezeichnet werden kann“.
Angeblich lagern bei der Kooperative noch große Mengen an 2016er und älteren Weinen. Mit dem herausragenden Jahrgang 2018 hätten die Altweinbestände dann fast über Nacht ihren kompletten Wert verloren.
Angeblich lagern bei der Kooperative noch große Mengen an 2016er und älteren Weinen. Mit dem herausragenden Jahrgang 2018 hätten die Altweinbestände dann fast über Nacht ihren kompletten Wert verloren.
Auszahlungsstopp
Jung und Schacherl erachten eine Sonderverwertung der Mengen aus den Jahrgängen 2014, 2015 und 2016 als dringend. Aufgrund der deutlich verfehlten Absatz- und Umsatzerwartungen sei eine Korrektur der vorläufigen Traubengeldauszahlungen für 2014, 2015, 2016 und 2017 unabdingbar. Als Konsequenz müssten die Traubengeldauszahlungen bis Februar 2019 vorerst eingestellt werden. Eine erste Auszahlung des 2018er Jahrgangs könne erst vorgenommen werden, wenn die ersten Mengen vermarktet wurden und die Fixkostenbelastung bekannt ist. Das Geschäftsjahr 2017 schloss die Genossenschaft mit einem Verlust von 1,76 Mio. Euro ab. Jung und Schacherl arbeiten an einer „umfangreichen Konsolidierungsstrategie“, bei der sämtliche relevanten Kriterien und Kostenstrukturen auf den Prüfstand kommen – bis hin zur Standortfrage und Personalstruktur. wer