Rheinhessen: Herbsttagung

Foto: Lisa Rettig
Bei der Herbsttagung der rheinhessischen Weinbranche Anfang September in der Ludwig-Eckes-Halle in Nieder-Olm war die Verunsicherung seitens der Winzer groß. Über einigen Weinbergen schwebt Essiggeruch und lässt die Angst steigen. Die Referenten des DLR Oppenheim und der Weinbauverband verbreiteten jedoch eine durchaus optimistische Stimmung.
Das Weinjahr 2014 war von Extremen geprägt. Ein viel zu warmer Winter und ein früher Austrieb bedeuteten eine sehr frühe Blüte, die bei teilweise hohen Temperaturen zügig vonstattenging. Niederschläge blieben lange aus und kamen in den Monaten Juli und August umso heftiger. Otto Schätzel blickt jedoch positiv auf die kommenden Wochen. Durch die geringen Erntemengen im Vorjahr sind die Keller leer und die Winzer warten gespannt auf die kommenden Erträge 2014. Laut Otto Schätzel, entwickelt sich der deutsche Weinmarkt erfreulich. Rheinhessen hat einen „Guten Drive“, um es mit Otto Schätzels Worten zu beschreiben.


Weinbaupolitik Rheinland-Pfalz
Ingo Steitz, Präsident des rheinhessischen Weinbauverbandes berichtete, dass die Pheromonförderung fortgeführt wird. Die Investitionsförderung aus EU-Mitteln war ihm ebenfalls ein Anliegen, denn jährlich gehen Gelder nach Brüssel zurück, da es nicht genug Anträge aus Deutschland gibt. Steitz sprach sich für eine Vereinfachung der Antragskriterien aus. Ab der Ernte 2014 ist die Angabe des Namens der Katasterlage möglich. Der Katastername muss jedoch vor der Verwendung im A.P.-Antrag in die Weinbergsrolle eingetragen werden. Die Einzellage oder Katasterlage darf auf dem Etikett nur bei der Prädikatsweinstufe Kabinett verwendet werden.


Weinbaupolitik auf Bundesebene
Pflanzrechte sind künftig nicht mehr handelbar. Das war ein Anliegen der EU-Kommission, die Pflanzrechte ganz abschaffen wollte. Schließlich, nach zähen Verhandlungen, ging die EU den Kompromiss ein, die Pflanzrechteregelung 2016 in eine Autorisierungsgenehmigung zu ändern. Die Laufzeit bis 2030 gebe Planungssicherheit, so Steitz. Autorisierung bedeute, dass Neuanpflanzungen genehmigt werden müssen und eine Flächenausweitung bis zu einem Prozent möglich wäre. Die großen Anbaugebiete Rheinhessen und Pfalz befürchten eine große Ausdehnung der Anbaufläche mit negativen Folgen für die Vermarktung und die Erzeugerpreise. Deshalb hat der Landtag Rheinland-Pfalz eine Neuzuteilung von 0,1 % gefordert – die EU erlaubt eine Reduzierung. Nach welchen Kriterien die Autorisierungen vergeben werden sollen, ist Gegenstand neuer Diskussio­nen. Wesentliche Details sind weiter ungeklärt und es tun sich Probleme bei der Umsetzung auf. In diesen Tagen sitzen EU-Kommissar Dacian Ciolos und Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt bei Spitzengesprächen beieinander. Die Weinbranche befürchtet ein aufwendiges Verfahren bei Rodung und Neuanpflanzung und will Bürokratie abwenden.
Laut Jörg Weiand, vom DLR RNH liegt das Mittel der Weißweine über der Qualitätsweingrenze. Portugieser ist ein Sorgenkind. Das Augenmerk liegt auf den roten Sorten. Die Winzer sollen die Weinberge kontrollieren, gegebenenfalls müssen rote Sorten bei der Lese vorgezogen werden. Es gilt der flüchtigen Säure am Kellertor Einhalt zu gebieten.

lr