Dr. Roman Glaser, Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV), präsentierte bereits Anfang Oktober das Resümee zum Weinjahrgang 2018 in Württemberg in den Räumen der Weingärtner Stromberg- Zabergäu eG in Brackenheim. Die Genossenschafts-Zahlen haben in Württemberg ganz besondere Bedeutung, da fast 70 % der Weinbaufläche des Gebiets von Genossenschaftsmitgliedern bewirtschaftet werden – aktuell 7 467 ha. In Qualität und Menge sei es ein außerordentlich guter Jahrgang, erklärte Dr. Glaser. Nach nur knapp 60 Mio. l im Jahr 2017 konnten die Mitglieder der 40 Genossenschaften 2018 nach Einschätzung des Genossenschaftsverbands 86 Mio. l einbringen. Das entspricht einem Durchschnittsertrag von 115 hl/ha. Dabei gab es allerdings große regionale Unterschiede aufgrund der jeweiligen Niederschlagsmengen. Gab es im mittleren Neckartal oder im Remstal beispielsweise üppige Ernten, so litten das Weinsbergertal und Hohenlohe stark unter der Trockenheit. Aber hier wie da „waren die Trauben in einem hervorragenden Gesundheitszustand“, berichtet Ute Bader, Fachberaterin Wein beim BWGV. „Die Reben haben die Trockenheit in den Sommermonaten in vielen Fällen gut gemeistert und blieben ausreichend vital. Wir können vor allem einen hervorragenden Rotweinjahrgang erwarten“, so Bader weiter. Nur die Rebstöcke in den Junganlagen hätten mit dem Wassermangel schwer zu kämpfen gehabt. Die durchschnittlichen Mostgewichte bei den Hauptrebsorten lagen in Württemberg bei 86 °Oe für den Riesling, 93 °Oe beim Schwarzriesling, sogar 96 °Oe beim Spätburgunder, 78 °Oe beim Trollinger und stolzen 93 °Oe beim Lemberger.
Weinmarkt unter Druck
Etwas Sorge bereitet den Württembergern mit ihrem hohen Rotweinanteil die aktuelle Tendenz der Verbraucher, sich wieder mehr dem Weißwein zu widmen. Im Besonderen trifft das die Gastgeber der 2018er Herbstpressekonferenz, die Weingärtner Stromberg-Zabergäu eG, deren 7,5 Mio. l, die die 1 070 Mitglieder auf 740 ha geerntet haben, zu drei Vierteln aus Rotwein bestehen. Allgemein sieht Dieter Weidmann, Vorstandsvorsitzender der Württembergischen Weingärtner-Zentralgenossenschaft (WZG) in Möglingen und Mitglied des Verbandsrats des BWGV, den Weinmarkt gegenwärtig unter Druck. Die Ausgaben der deutschen Haushalte für Wein und Sekt seien nach Angaben der GfK weiter rückläufig. Beim Rotwein sei sogar ein Rückgang von 7,9 % zu verzeichnen. Angesichts der um 25 % gestiegenen Energiekosten und der zu erwartenden Preissteigerungen bei Logistik und Verpackungsmaterial sieht Weidmann die Preisgestaltung für den eingebrachten Jahrgang problematisch. „Genossenschaften sind kein Selbstzweck, sondern dafür da, das Auskommen der Mitgliedsfamilien zu sicher“, betonte Weidmann. Andererseits sei der Markt, vor allem im Bereich des Lebensmittelhandels, nicht bereit, Preissteigerungen zu akzeptieren. Gleichwohl habe das Verkaufsjahr 2018 sehr gut begonnen, und er sei zuversichtlich, diesen Schwung halten zu können. he