Während sich die Wengerter über die guten Traubenqualitäten im „Turbo-Herbst“ freuen dürfen, betonte der Weinbauverband Württemberg (WVW) auf seiner Herbst-Pressekonferenz am 19. September im Weingut J. Schwab in Bretzfeld-Dimbach besonders sein gefordertes Maßnahmenpaket für eine zukunftsfähige Weinbranche. Landwirtschaftsminister Peter Hauk MdL will sich weiterhin für zeitnahe Lösungen auf Landesebene einsetzen.
Ertrag etwa auf Vorjahresniveau
„Die Erträge gehen deutlich zurück, aber mit den Qualitäten sind wir sehr zufrieden“, so Weinbaupräsident Dietrich Rembold. Durch die rasante Entwicklung der Reben, wegen anhaltend guter Wasserversorgung und einer günstigen Witterung, begann die Lese bei vielen Betrieben bereits Ende August, ehe in der ersten Septemberhälfte die Hauptlese anschloss. Nach rund drei Wochen Turbo-Herbst erwartet WVW-Vizepräsident Bernhard Idler das Leseende Ende September. Die erwartete Mostmenge schätzt er auf rund 65 Mio. L, was etwa dem Vorjahresniveau entspricht. Damit liege der Ertrag deutlich unter der vor der Lese erwarteten Menge, ursächlich seien der geringere Saftanteil sowie die verringerten Traubengewichte. Da fast alle Rebsorten zur gleichen Zeit reif wurden, seien die Lese- und Kellermannschaften stark gefordert gewesen.
Gemeinsames Maßnahmenpaket
In Anwesenheit von Minister Peter Hauk MdL berichtete Rembold über die derzeit herausfordernde Marktsituation. Um die Weinwirtschaft nachhaltig zu stärken, legte der Weinbauverband Württemberg gemeinsam mit dem Badischen Weinbauverband und dem Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband ein Positionspapier zur Landtagswahl mit klaren Handlungsempfehlungen vor. Im Mittelpunkt stehen der Erhalt zukunftsfähiger Rebflächen, die wirtschaftliche Absicherung der Betriebe sowie eine stärkere Absatzförderung über Tourismus, Gastronomie und Landesmarketing. Der Weinbaupräsident unterstrich speziell die Forderungen nach einer Rotationsbrache mit mindestens 3.000 € pro ha als geförderte Biodiversitätsleistung und einer Drieschenverordnung mit Rodungsverpflichtung, wie es sie in Rheinland-Pfalz bereits gebe. Auch über eine Rodungsprämie müsse die Branche diskutieren. Zur Absicherung der Betriebe spricht sich der Weinbauverband Württemberg für die Einführung zinsloser Darlehen durch die Landesbank Baden-Württemberg aus. „Mit dem von uns vorgeschlagenen Maßnahmenpaket wollen wir die Weinwirtschaft ökologisch verantwortungsvoll, wirtschaftlich stabil und zugleich touristisch attraktiv gestalten“, betont Vizepräsident Peter Albrecht die Notwendigkeit kurzfristiger Maßnahmen.
Gesamtkonzept geplant
Minister Peter Hauk möchte sich für langfristige Perspektiven einsetzen. Dabei will er zukünftig vor allem am Ausbau des Marktanteils arbeiten und den Bereich Marketing stärken. Unterstützung erhielten die Betriebe bereits durch das im Januar 2025 initiierte Sofortprogramm Weinbau, das Initiativen der Europäischen Union, der Bundesregierung sowie Landesmaßnahmen bündele. Als Beispiele nannte er die Förderung des Handarbeitsweinbaus oder die Erweiterung der Mehrgefahrenversicherung um die Absicherung gegen Hagelschäden. Hauk kündigte eine Drieschenverordnung mit Pflegepflicht an, die entsprechende Landesverordnung trete noch im Herbst in Kraft.
„Diese und weitere Einzelmaßnahmen werden Teil eines Gesamtkonzeptes, das wir gemeinsam mit dem Württembergischen und Badischen Weinbauverband entwickeln werden“, sagte Hauk. Hinsichtlich der bei der Herbstpressekonferenz des Badischen Weinbauverbands angekündigten parafiskalischen Maßnahme (ähnlich der Weinwerbeabgabe in Rheinland-Pfalz) ruderte er allerdings zurück. Eine Zwangsabgabe sei bei den bestehenden Strukturen in Baden-Württemberg und der aktuellen Lage nicht kurzfristig umsetzbar, so der Minister.
WVW-Geschäftsführer Dr. Hermann Morast machte auf die bestehenden Beratungsangebote über die Landesanstalt für Landwirtschaft, Ernährung und Ländlichen Raum (LEL) mit 50 bis 80 % Förderung aufmerksam. Ab diesem Winter sollen die Beratungsmodule zudem um Beratungsangebote bei psychischen oder seelischen Problemen erweitert werden. bla/WVW