Weinbau in Deutschland braucht Vielfalt

Vereinigung Pfälzer Winzergenossenschaften

Äußerungen des Präsiden­ten des Verbands deutscher Prädikatsweingüter (VDP), Steffen Christmann, zu einer weiteren Verschärfung des Weinbezeichnungsrechts sorgen für Unverständnis und Verärgerung bei vielen Winzern. Die Vereinigung Pfälzer Winzergenossenschaften (VPW) widerspricht Christmann energisch. Die VPW vertritt Pfälzer Genossenschaften, denen über 350 Haupterwerbs- und 550 Nebenerwerbswinzerfamilien angeschlossen sind. VDP-Präsident Christmann hat gefordert, dass nur Weine ausgewählter Rebsorten unter dem Namen eines Anbaugebiets vermarktet werden dürften. Das hätte zur Folge, dass alle anderen Weine lediglich als Tischweine ohne Herkunfts­bezeichnung angeboten werden müssten. „Dies geht eindeutig an den Bedürfnissen des überwiegenden Teils der Weinkonsumenten vorbei und gefährdet zahlreiche Weinerzeuger in ihrer Existenz“, stellt VPW- Vorstand Albert Kallfelz klar.
Kundenbedürfnisse im Blick behalten
Viele deutsche Weinbauregionen haben Erfolg mit der Vielfalt der Rebsorten und Weinkonzepte, die sie bieten. Das gilt auch für die Pfalz, das zweitgrößte deutsche Anbaugebiet, deren Erzeugnisse sich bei unterschiedlichsten Weingenießern großer Beliebtheit erfreuen. Nach Auffassung Christmanns gibt es nur wenige für das jeweilige Anbaugebiet typische Rebsorten. Im Umkehrschluss hieße das: Die große Mehrheit der Winzer kultiviert minderwertige Trauben und erzeugt daraus ebensolche Weine ohne Bezug zur Region. Diese Sichtweise nimmt nur einen sehr kleinen Ausschnitt des Weinmarktes in den Blick, sowohl auf Produzenten- als auch auf Konsumentenseite.
Von den rund 11.000 Weinerzeugern in Deutschland vertritt der VDP knapp 200, also nicht einmal zwei Prozent. „Bei allen Überlegungen sollten die Kundenwünsche oberste Priorität haben“, mahnt Kallfelz an. „Ein Wein ist dann gut, wenn er dem Kunden schmeckt. Man muss kein Experte sein, um Wein genießen zu können, aber Orientierung ist wichtig und die Herkunftsbezeichnung enorm hilfreich.“ Die Nachvollziehbarkeit der Herkunft eines Weines bietet dem Konsumenten Sicherheit und schafft Vertrauen.
Beliebter Dornfelder
Die Absurdität des VDP-Vorstoßes lässt sich am Beispiel des Dornfelders aufzeigen: Mit 8.000 ha, knapp 25 % der deutschen Rotweinfläche, gehört er zu den beliebtesten Rotweinsorten in Deutschland. Zahlreiche Prämierungen zeugen davon, dass hervorragende, gehaltvolle Rotweine aus Dornfelder vinifiziert werden, womit die Sorte und die Winzer, die sie veredeln, einen wichtigen Beitrag zur Reputation der Pfalz als attraktive Weinregion leisten. Nach den Vorstellungen des VDP würde der Dornfelder aber nicht zum Kanon der Rebsorten gehören, die unter der Herkunftsbezeichnung Pfalz vermarktet werden dürften. „Damit würde der VDP Millionen Liebhaber Pfälzer Weine ihrer kulinarischen Heimat berauben und die hervorragende Arbeit der Winzer im Weinberg und im Keller herabwürdigen“, unterstützt Frank Jentzer, Geschäftsführer Deutsches Weintor, der größten Pfälzer Winzergenossenschaft. VPW