Winzern an der Ahr gelingt Erzeugerabfüllung

Zukunftskonferenz Ahrtal

Foto: Steffen Schindler
Eine Zukunftskonferenz Ahrtal ergab positive Ergebnis­se. Der Ausbau der Trauben im von der Hochwasserkatastrophe Mitte Juli stark betroffenen Ahrtal kann aus aktueller Sicht ausschließlich vor Ort stattfinden. Das hat der Geschäftsführer des Weinbauverbandes Ahr, Dr. Knut Schubert, hervorgehoben. Nach seinen Worten haben die Winzer nach der Hochwasserkatastrophe Mittel und Wege gefunden, um einen hygienisch einwandfreien Wein herstellen zu können. Die überwiegende Zahl der Betriebe sei autonom handlungsfähig, einige Winzer kooperierten miteinander.
Einige wenige Erzeuger würden den eigenen Ausbau nicht schaffen. Diese könnten einmalig ihre Trauben an eine Genossenschaft liefern und erhielten dafür Traubengeld, was sonst nur Genossenschaftsmitgliedern vorbehalten sei, berichtete Schubert.
In der Außenwirtschaft hätten viele kleine Traktoren mit Hilfe mobiler Werkstätten wieder hergestellt werden können, führte der Geschäftsführer weiter aus. Es seien alle positiv überrascht gewesen, wie viele davon trotz der totalen Überflutung funktionstüchtig seien. Je älter die Traktoren seien, desto besser seien sie wieder einsatzfähig. Geholfen habe bei allen Maschinen insgesamt, dass sich Fachfirmen auf die Ahr konzentriert und ihren technischen Service unkompliziert vor Ort eingesetzt hätten, erklärte Schubert.
Bodenproben im Rahmen der Normalität
Als „erfreulich“ bezeichnete es der Weinbauverbands-Geschäftsführer, wie die Winzer mit der Krise umgingen. Als „ganz wichtig“ sieht er es daher, dass der 30 Mrd. Euro umfassende Wiederaufbaufonds explizit auch die „grüne Lese“ beinhaltet. Nach seinen Angaben sind an der Ahr rund 40 ha Reben komplett verloren, gut 20 ha stark zerstört und weitere 25 ha der Rebflächen befinden sich in der „halbhohen Zone“, wo das Hochwasser durchgeflossen ist. Schubert verwies auch auf die Untersuchungen des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) zu möglichen Belastungen des Bodens an mehreren Abschnitten entlang der Ahr, die sich erfreulicherweise alle im Rahmen der Normalität befunden hätten.
Nichtsdestotrotz wollten die Winzer kein Risiko eingehen und hätten auf betroffenen Flächen die „grüne Lese“ vorgenommen. Nun sei es wichtig, dass sie die dafür zugesagte finanzielle Entschädigung zeitnah erhielten. Das gelte auch für sämtliche Hilfszahlungen, damit die Winzer die Betriebe liquide halten könnten.
Neue Hilfsbereitschaft Freiwilliger
Zur Hauptlese, die Ende September beginnt, rechnet der Geschäftsführer des Weinbauverbandes Ahr mit einer neuen hohen Hilfsbereitschaft Freiwilliger. Einige Betriebe setzten auf bewährte Arbeitskräfte aus Osteuropa. Aufgrund fehlender Trauben, des witterungsbedingten Pilzbefalls und nicht überall rechtzeitig stattfindender Arbeiten im Weinberg rechnet er mit einer mengenmäßig leicht unterdurchschnitt­lichen Ernte.
Der Präsident des Weinbauverbandes Ahr, Hubert Pauly, verwies auf die enge Verzahnung der Weinwirtschaft mit dem Tourismus. „Der Weinbau ist ein Motor“, betonte Pauly. Die Hilfen müssten daher unbürokratisch fließen.
Bei der Zukunftskonferenz zum Wiederaufbau des Ahrtals am 7. September bekräftigte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner die Hilfe des Bundes. „Wir stehen an Ihrer Seite, nicht nur jetzt“, so die Ressortchefin. Klöckner unterstrich, dass keine Förderlücke entstehen. Zugleich bedankte sie sich bei den Landwirten, Hilfsorganisationen und Freiwilligen, die unmittelbar nach der Hochwasserkatastrophe angepackt hätten.
Wie Sabine Bätzing-Lichten­thäler, Vorsitzende der SPD- Landtagsfraktion Rheinland- Pfalz, betonte, sei der Wiederaufbau des Ahrtals „die größte Herausforderung, die sich für Rheinland-Pfalz seit dem Zweiten Weltkrieg stellt“. Für die SPD-Landtagsabgeordnete im Wahlkreis Remagen/Sinzig, Susanne Müller, sind drei Dinge unerlässlich: Es bedürfe ausreichender finanzieller Mittel für die Betroffenen, der Ahr und ihren Zuläufen müsse mehr Raum gegeben werden und es brauche eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden.
Weinbau und Tourismus – Ahr wie Aufbruch
Mögliche Wege des Wiederaufbaus wurden im Rahmen der Zukunftskonferenz erörtert, an der Vertreter aus Politik und Wirtschaft, der Ver- und Entsor­ger, der Telekommunikation sowie der Hilfsorganisationen teilnahmen. Der Wiederaufbau soll unter dem Motto „Ahr wie Aufbruch“ stehen. Die zu bewältigenden Bereiche wurden in sechs Themen eingeteilt: Natur, Bauen & Hochwasserschutz, Tourismus & Weinbau, Gesundheit, Wirtschaft, Infrastruktur & Versorgung sowie Arbeit & Soziales. So soll es im Bereich „Tourismus & Weinbau“ darum gehen, wie Touristen angelockt werden, wie die Übergangszeit aussehen soll, wie der Ahrtaler Weinbau der Zukunft aussieht und wie diese beiden wichtigen, miteinander zusammenhängenden Wirtschaftszweige unterstützt werden können. age